Kirchen Vorbild für Europa

Privataudienz: Papst Franziskus (Mitte) empfing Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (links) und seine Frau Elke Büdenbender (rechts). | Foto: epd-bild
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Bundespräsident drängt nach Papst-Audienz auf weitere Schritte bei Ökumene

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei einem Besuch bei Papst Franziskus auf weitere Schritte zu mehr Gemeinsamkeiten von evangelischer und katholischer Kirche gedrungen. Er habe seine persönliche Auffassung bekundet, »dass das Potenzial für Ökumene nicht ausgeschöpft ist«, sagte Steinmeier nach einer Privataudienz beim Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag in Rom.
Er hoffe, dass mithilfe des Papstes weitere Schritte gegangen werden, sagte Steinmeier. Nach seinem Eindruck sei Franziskus bei dem Thema aufgeschlossen, ergänzte das Staatsoberhaupt, das selbst der evangelischen Kirche angehört. Es war Steinmeiers erste persönliche Begegnung mit einem Papst im Vatikan. Begleitet wurde er von seiner Frau Elke Büdenbender.
Bei einer Rede am Tag zuvor in der evangelischen Christuskirche in Rom bezeichnete Steinmeier die »Versöhnungsgeschichte der einst blutig zerstrittenen Christenheit« als Hoffnung für eine heutige Einigung in Europa. Er forderte dazu auf, das Modell der »versöhnten Verschiedenheit« zum Vorbild für die Zusammenarbeit in Europa zu machen.
Mit dem Begriff »versöhnte Verschiedenheit« beschreiben die großen christlichen Kirchen heute ihr Verhältnis, das jahrhundertelang nach der durch die Reformation erfolgte Spaltung ohne Annäherung blieb. Protestanten und Katholiken betonen damit ihre gemeinsamen Wurzeln und Grundlagen, auch wenn sie das nach wie vor Trennende anerkennen, beispielsweise die Ablehnung des Papstamtes auf evangelischer Seite oder verschiedene Auffassungen zum Abendmahl.
Steinmeier sagte, man könne den Begriff – »mit aller Vorsicht und ohne ihn überzustrapazieren« – auf das komplizierte Gebilde des politischen Europas übertragen. Er würde vielleicht manchen die Angst nehmen, »ein großes, allzu mächtiges, zentralistisches, uniformes Europa« wolle einzelnen Ländern, Regionen, Gemeinschaften ihre Identität nehmen, sagte der frühere Außenminister.
Er verwies unter anderem auf Großbritannien, dessen Bevölkerung für den Brexit gestimmt hat, Polen und Katalonien, das Unabhängigkeit anstrebt. »Vielleicht ist ›versöhnte Verschiedenheit‹ die Grundlage von Einheit, die in Europa möglich ist«, sagte Steinmeier.
Das Staatsoberhaupt unterstrich, ohne Versöhnung sei das große Werk der politischen europäischen Einigung nicht denkbar. Die Europäische Union sei eine »überaus vernünftige Angelegenheit«. So ein Projekt könne auf Dauer aber nur existieren, »wenn auch Herzen und Seelen dabei sind«. Gefühle seien nie zweitrangig. (epd)

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Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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