Hoher Anspruch, wenig Zeit

Der Dienstplan sollte so aufgestellt sein, dass den Fachkräften mehr Zeit für die direkte Pflege am Menschen bleibt. | Foto: fotodo – Fotolia. com
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Internationaler Tag der Pflege am 12. Mai

Für eine individuelle Betreuung von Pflegebedürftigen fehlt nach Expertenansicht oft die Zeit. »Das Personal ist massiv überlastet«, sagte Wilfried Wesemann, Geschäftsführer der Pflegeangebote des Evangelischen Johannesstifts in Berlin: »Wir müssen alles unternehmen, damit den Fachkräften mehr Zeit für die direkte Pflege am Menschen bleibt.«
Das Johannesstift werde sich deshalb am 12. Mai, dem Internationalen Tag der Pflege, an den bundesweiten Aktionen der Diakonie für bessere Arbeitsbedingungen beteiligen.
Laut Wesemann muss eine Pflegekraft in einer Schicht etwa zehn Heimbewohner betreuen und pflegen. Die Anforderungen an die Beschäftigten seien dabei so hoch, dass es ihnen in der Regel nicht gelinge, die noch vorhandenen Fähigkeiten der Pflegebedürftigen ausreichend zu fördern.
»Mit den derzeitigen Personalschlüsseln ist dieses Ziel nicht zu erreichen«, kritisierte Wesemann. Die Altenhilfe des Johannesstifts betreut mit 1 400 Beschäftigten rund 2 250 Kunden ambulant und stationär.
Die Verweildauer in den stationären Einrichtungen habe sich in den letzten Jahren zunehmend verkürzt, weil die Menschen erst dann in ein Pflegeheim zögen, wenn die Versorgung zu Hause nicht mehr möglich sei. »Das ist auch gut, denn viele ältere Menschen wollen so lange wie möglich die Häuslichkeit genießen«, sagte Wesemann: »Allerdings verändert sich dadurch die Arbeit in der stationären Pflege.« Untersuchungen zeigten, dass innerhalb des ersten Jahres nach Heimaufnahme 40 bis 45 Prozent der Bewohner sterben. »Diese Zahl macht den hohen Bedarf an palliativer Pflege in den Heimen deutlich«, sagte Wesemann: »Hinzu kommt ein hoher Anteil an Menschen mit einer demenziellen Erkrankung.«
Die Personalschlüssel orientierten sich nicht am tatsächlichen Bedarf der Pflegebedürftigen, kritisierte der Altenhilfeexperte. Bei der zum Jahresanfang in Kraft getretenen Pflegereform sei dieses Problem nicht angepackt, sondern vertagt worden. Verschärfend komme hinzu, dass in den Bundesländern unterschiedliche Personalschlüssel gelten.
Um das benötigte Personal für den Pflegeberuf zu gewinnen, müsse die Attraktivität des Berufs gesteigert werden. »Wir müssen unseren Mitarbeitenden den Rücken stärken, damit sie ihre Freude und Begeisterung für den Beruf täglich leben können«, sagte er. Andernfalls werde sich die Schere zwischen der steigenden Zahl von Menschen mit Pflegebedarf und einer sinkenden Zahl professionell Helfender weiter öffnen. (epd)

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Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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