Alternativen prüfen
Kreissynode gegen Versiegelung von Landwirtschaftsflächen

Rapsfeld vor Halberstadt | Foto: Jürgen Schilling
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Die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Halberstadt fordert die Stadt Halberstadt dazu auf, alle Alternativen zur geplanten Umwandlung von 450 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in Industrieland an der B 81 ernsthaft zu prüfen. Ziel soll es sein, die Versiegelung von Flächen zu verhindern, die der landwirtschaftlichen Nutzung sowie als Lebensraum von Tieren und Erholungsraum von Menschen dienen. Ein Beschluss dazu wurde zur heutigen Sitzung gefasst. Die Kreissynode ruft den Kirchenkreis und grundstücksbesitzende Kirchengemeinden dazu auf, sich an möglichen Auslegungs- und Beteiligungsverfahren zu beteiligen.

In der Begründung heißt es, dass es den Synodalen bewusst sei, dass die Ansiedelung von Industrie mit gut bezahlten Arbeitsplätzen eine Aufwertung der vergleichsweise strukturschwachen Region darstelle. „Aber als Christinnen und Christen ist uns die Bewahrung der Schöpfung ein besonderes Anliegen“, so die Synodalen. Bevor das Planungsverfahren auf den Weg gebracht wird, sollten deshalb mehrere Aspekte berücksichtigt werden. So sei mit Blick auf die Folgen des Klimawandels ein Umsteuern nötig, „damit Leben in Fülle und Reichtum erhalten bleibt“. Die Anliegen des Artenschutzes müssten ausreichend beachtet werden, beispielsweise sei die Fläche durch eine reiche Vogelwelt gekennzeichnet. Zudem dienten die Flächen dem Hochwasserschutz aufgrund der möglichen Wasseraufnahme im Umfeld der Bode.

Als Alternative wird vorgeschlagen, dass gezielt Industrie und kleinräumiges Gewerbe mit energiearmen Verfahren und Produkten im Stadtgebiet angesiedelt wird, wo Infrastruktur bereits umfangreich vorhanden sei. Dies könne auch Kosten vermindern, Industriebrachen aufwerten und Flächen für leicht erreichbare Naherholungsgebiete erhalten. „Halberstadt wächst seit Jahrzehnten im Raum, nicht aber an Bevölkerung. Eine Verdichtung im Stadtgebiet behält die Natur in der unmittelbaren Erreichbarkeit und macht das Leben attraktiver“, heißt es in dem Beschluss.

Wenn neue Industrie außerhalb des Stadtgebietes angesiedelt werde, gelte es, diese Bereiche in ein tragfähiges Konzept des öffentlichen Nahverkehrs inklusive eines modernen Radwegenetzes einzubinden.

„Wird Fläche neu versiegelt, dürfen die per Gesetz geforderten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nicht dazu führen, dass der Agrar-Produktion weitere Flächen entzogen werden“, so eine weitere Forderung. „Es gilt das Anliegen der Landwirte zu unterstützen, guten Boden auch als landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaften zu können. Die Erhaltung von Arbeitsplätzen in der Agrarwirtschaft verdient eine gleiche Gewichtung wie das Anliegen, Arbeitsplätze der Industriewirtschaft zu schaffen.“

Weiterhin wird die Klärung grundsätzlicher Fragen gefordert. „Wir fragen nach der Vision für Emersleben. Einwohner wünschen sich zukunftsweisende Wohngebiete und Arbeitsplätze im Ort statt Zersiedelung durch neue Einfamilienhaus-Ansiedelungen und Investitionen von Großinvestoren in der Fläche“, heißt es in dem Beschluss. Mit Blick auf Halberstadt müsse gefragt werden, was zur Vision einer modernen, zukunftsfähigen Stadt gehöre. Die vornehmliche Ansiedelung von Logistikindustrie erfordere umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur, führe zu mehr Emissionen, schaffe aber vergleichsweise wenig Arbeitsplätze und generiere wenig neue Einnahmen.

„Wir setzen uns für ein moderne, rundum lebenswerte Stadt ein, in der die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität oberster Maßstab auch der wirtschaftspolitischen Entscheidungen ist“, so die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Halberstadt.

Autor:

susanne sobko

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