Trinitatis
und Carl Gustav Jung

C.G.Jung (gemeinfreies Bild aus der WIKIPEDIA)

Als Knabe hatte Carl Gustav Jung den Konfirmandenunterricht seines Vaters zu besuchen. Und - es war schon oft recht langweilig ... Aber der Junge freute sich, dass irgendwann jener Tag kommen musste, an dem die Lehre von der heiligen Trinität Gottes würde behandelt werden. Irgendwann kam dieser Tag. Und mit ihm die große Enttäuschung. Denn der Vater sagte: „Das behandeln wir nicht, - es spielt keine Rolle, ist uninteressant und nicht zu begreifen.”  Wieder einmal hatte irgendwo auf der Welt ein Vater seinen wissbegierigen Sohn enttäuscht. Geschehen im Jahre 1889 in einem kleinen Betsaal nahe der Stadt Basel.

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das ist die Formel. Diese drei sind eins - und diese Eins lässt sich am besten mit Hilfe der Drei bedenken. Jeder Gottesdienst beginnt deshalb im Namen des dreieinigen Gottes. Jede Andacht in der Kirche. Jede Bestattung, jede Hochzeit, jede Taufe und die Konfirmation. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heilgen Geistes. Carl Gustav Jung, als er dann alt und ein berühmter Psychiater geworden war (er starb im 86. Lebensjahr), hat die Lehre von der Trinität Gottes - wie viele vor ihm schon - sehr geschätzt. Der Philosoph Hegel hielt jenes Gedankengebäude, welches im Laufe der Jahrtausende sich um die Idee einer „Dreifaltigkeit des Einen und Einzigen” gerankt hatte, für das Nun plus Ultra des menschlichen Geistes überhaupt. Melanchthon schrieb, man könne und müsse das Geheimnis nicht verstehen - aber dürfe und solle es verehren. Freilich gibt es auch Religionen, die die Anstrengung des Begriffs eher scheuen und ihrer nicht mächtig sind. Im siebenten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung etwa bricht sich von Arabien ausgehend eine politische Befreiungsbewegung bis Nordafrika und später den Balkan Bahn, die man als Downgrade der ehemalig hoch in Kurs gestanden habenden jüdisch-christlichen Philosophie und Denkungsart verstanden hat. Das Interesse am denkerischen (auch spielerischen) Nachvollzug des internen Lebensflusses der Gottheit ist ihr erloschen und wird sogar als Gotteslästerung empfunden. Dagegen nimmt das Hochmittelalter die Idee von den Zahlen eins und drei wieder auf und entwickelt sie weiter, nicht ohne den Raum der mathematischen Vorstellungstraditionen damit zu erweitern. Wer Lust hat, das innere Leben der Gottheit gläubig in Gedanken nachzuvollziehen, für den ist die Lehre von der Trinitas Dei (Dreiheit in dem einen Gott) das Basislager für anstrengende und beglückende Aufstiege in die Hochgebirgswelt des erkennen wollenden Geistes an sich.
Hilft es? Ist es tröstlich? Kann ich damit die Gasrechnung bezahlen? Es gibt Dinge, die sind mehr als hilfreich. Mehr als tröstlich. Man kann damit die Gasrechnung nicht bezahlen - aber ihr Feuer brennt und erleuchtet, wenn alle anderen Lichter ausgelöscht und die Lampen des Geistes zertrümmert worden sind. Thomas von Aquin dichtete für das Trinitatisfest das folgendes Lied (EG 223,1):

„1. Das Wort geht vom Vater aus, und bleibt doch ewiglich zu Haus, geht zu der Welten Abendzeit, das Werk zu tun, das uns befreit.
2. Da von dem eignen Jünger gar der Herr zum Tod verraten war, gab er als neues Testament den Seinen sich im Sakrament,
3. gab zwiefach sich in Wein und Brot; sein Fleisch und Blut, getrennt im Tod, macht durch des Mahles doppelt Teil den ganzen Menschen satt und heil.
4. Der sich als Bruder zu uns stellt, gibt sich als Brot zum Heil der Welt, bezahlt im Tod das Lösegeld, geht heim zum Thron als Siegesheld.
5. Der du am Kreuz das Heil vollbracht, des Himmels Tür uns aufgemacht: gib deiner Schar im Kampf und Krieg Mut, Kraft und Hilf aus deinem Sieg.
6. Dir, Herr, der drei in Einigkeit, sei ewig alle Herrlichkeit. Führ uns nach Haus mit starker Hand zum Leben in das Vaterland.”
  

Autor:

Matthias Schollmeyer

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