der Vorfahr über Luther
Geburtstagsgabe (3)

der Vorfahr zu Luther

Als Euern angeblichen Urururgroßvater hört mich an. Schreiben kann ich selber zwar nur schlecht, deshalb wählte ich mir den Kranich als Sekretär. Mag nämlich sein, dass Ihr Euch sonst schämt, wenn Ihr meine mangelhafte Orthographie seht und Euch zugleich dabei einfällt, dass Ihr von mir abstammen wollt, worauf Ihr ja seit Darwin so stolz seid.
Was hat der Affe Euch heute noch zu sagen? Erst einmal nichts. Dann aber doch! Und - keine Angst - es ist was Gutes: Diese Filme, Planet der Affen, King Kong, Tarzan und Godzilla - das hat mich alles sehr tief beeindruckt. Vielen Dank, Ihr Menschen, dass Ihr solche schönen Filme macht. Ich gucke viel Fernsehen. Eigentlich immer. Ich schalte das Gerät gar nicht mehr aus. Und schaue immerzu zu. Kochsendungen meistens auch - und natürlich Tierfilme. Was ich nicht liebe, ist der Kriminalfilm. Das regt mich zu sehr auf. Wenn in dem Programm irgendwelche Affen mit drin sind, dann gefällt mir das ganz besonders gut. Man kann sich dann so richtig gut identifizieren.

Eben sah ich eine Kirchensendung aus Ulm. Mit einem Mann, der in Wittenberg gelebt haben soll. Wurde so gesagt. An Wittenberg finde ich gut, dass sie dort keinen Zoo haben. Oder nur einen ganz kleinen. Ich habe den Namen des Mannes vergessen - irgendwas mit La oder Lu. Dieser Mann hatte ein Buch. Ein besonderes Buch. Er hatte das Buchbuch. Wenn man sich im Kopf eine Frage stellte, und wenn man dann zeitgleich mit dieser Frage irgendeine Seite in dem Buchbuch aufschlug - konnte man sofort die Antwort lesen. Ist das ein Buch? Das Buchbuch eben. Er, der Mann mit Li oder Lu, hat sich dieses Ding selber geschrieben. Deshalb funktioniert es auch.

Der Kranich sagt eben, das wäre alles Quatsch. So etwas gäbe es nicht. Ich hätte da wieder was falsch verstanden. Aber das gibt es eben doch! Denn ich, der Affe, habe es ja selber im Fernsehen ausgiebig betrachten können. Erst eben jetzt …
Wenn ich nun ebenfalls - der Mann hieß übrigens Martin Luther, jetzt ist es mir doch noch eingefallen - so ein Buch hätte (ein Buchbuch), würde ich die Frage stellen, warum Ihr Menschen immerfort von mir Affen abstammen wollt. Wo doch alle Welt genau weiß, dass es umgekehrt ist. Der Affe stammt nämlich vom Menschen ab. Ich schlüge das Buchbuch auf, und hätte immer die richtige Antwort. Das wäre dann meine Leistung und die Gnade zugleich, sagt jetzt der Kranich. Aber er lächelt so feinsinnig dabei … Sollte ich ihm lieber doch nicht meinen Glauben schenken?

Autor:

Matthias Schollmeyer

Webseite von Matthias Schollmeyer
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