Alttestamentliche Lesung 25.9.2022
von der Ordnung in der Schöpfung

die Schöpfung (Ursula Kükenthal in der Kinderbibel "Gott, laß dein Heil und schauen")
  • die Schöpfung (Ursula Kükenthal in der Kinderbibel "Gott, laß dein Heil und schauen")
  • hochgeladen von Matthias Schollmeyer

"Am ersten Tag rief er das Licht ins Leuchten,
am zweiten die Idee vom Unterschied.
Am dritten Tage wollte er befeuchten

die trockne Erde, die nun fürder mied
den Prall der Wogen und die feuchten Fluten -
dass sie als Festland stieg aus Moor und Ried.

Zum Vierten zündet er der Sterne Gluten
samt allem, was am Sphärenhimmel wohnt.
Zwei große Lichter, als man nennt die guten

und  jedes Kindlein kennt als Sonn und Mond.
Zum Fünften spendet Gott für Meer und Lüfte
das Ei der Null, des Zahlenwert nichts lohnt.

Und doch entstammt aus ihrer leeren Hüfte
das Vogelküken und der nasse Fisch.
Wo dieser ab in Höhlen taucht und Grüfte,

singt jener uns vom grünen Zweige frisch.
Die Fische drunten und die Vögel oben -
hier stilles Lob, dort Lieder - welch Gemisch!

So ward das Tief dem Hohen klug verwoben,
und Schweigen klingend hin zum Sinn erhoben …

Dass er am Ziele selber noch erscheine,
bereitete sich Gott ein Ebenbild.
Nicht aber kam der Mensch von ganz alleine,

erst trat hervor das Tier, friedfertig - wild.
Aus Oceanos dunkel tiefen Gründen
erkämpft es tapfer sich das Erdgefild.

Wurm, Assel, Krebs, die Biene in den Linden,
die Maus, die Ratte, Iltis, Marder, Hund,
Rind, Reh, Schaf, Hirsch und Ziegen wirst du finden,

Schwein, Löwe, Tiger und der Wölfe Bund.
Den Weg ins Leben nimmt die Käferbande -
ein jegliches nach eigner Art und Stund.

Dann, bei des sechsten Tages rotem Rande,
haucht Gott dem Lehmkloß eignen Atem ein -
so kam das kluge Tier, der Mensch, zustande.

‚Vermehre dich! Mein Gärtner sollst du sein!‘
So sprach er stolz, dann ging er aus dem Wege -
damit im Menschenkind sein Bild erschein.

Dass der die Schöpfung weiter sorgsam hege,
nahm Gott sein Werk betrachtend nun in Pflege:

Der siebte Tag drang auf - ein neuer Morgen.
Die Pracht der Welt erglänzt in frischem Tau.
Der Schöpfer sprach zum Menschen: ‚Ohne Sorgen

entfalte sich die Welt euch gleich dem Pfau:
Von seiner Farben Prangen dürft ihr nehmen -
Rot, Lila, Gelb, Orange, Grün und Blau.

Dann spielt im Garten, ohne euch zu schämen!
Und breitet weit die Arme aus im Licht -
nie mög’ der Kummer euch die Sinne lähmen,

wenn ihr mir wendet zu das Angesicht.’
Als Ebenbilder Gottes hier zu wandeln,
damit die Sonne durch die Wolken bricht.

Der Sabbat“, sprach mein Engel, „soll verwandeln
die Mühe eurer Jahre in ein Spiel.
Die Arbeit soll den Festtag nicht verschandeln,

Betrachtung sei der Feier höchstes Ziel.
Im Garten wandelt Gott - spricht  mit den Tieren
und jeder Frucht, die aus den Bäumen fiel.

Weil euch sein Fest erhob von allen Vieren,
geht nun im Garten aufrecht und spazieren.“

Autor:

Matthias Schollmeyer

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