"Schlafes Bruder" versus "Leben des Brian"
VON DEM UNTERSCHIED

Für den Fall, dass man ihn noch nicht gesehen hat, bietet sich für die Zeit bis zur Auferstehung Christi der Film SCHLAFES BRUDER an. Thematisch dreht sich alles um den Text des Chorals - „Komm, o Tod, Du Schlafes Bruder.” Der Film mit Ben Becker ist bei Youtube kostenlos zu sehen und man lernt dort die Kirche kennen, wie sie war und wie sie nicht mehr sein soll. Und dass sie - trotz alledem - immer eine Brücke zur wahren Welt zu sein beauftragt gewesen ist. Die Musik darf eine Leiter nach dorthin sein, wo diese Brücke beginnt. Ab Minute 01:46:33 sehen wir einen begnadeten Orgelspieler bei der Arbeit, und ab 01:56:00 hören wir dann auch diesen ganz besonderen Choral aus der Kreuzstabkantate J.S.Bachs.

Doch schon am Beginn - bei 00:01:36 - wird deutlich, worum es geht - um die Kraft der Musik, die nicht von dieser Welt, aber für diese Welt ist. Für den Karsamstag genau der richtige Film. Wer eigentlich getraut sich heute noch, diesen alten Choral1, der bezeichnenderweise aus unseren Gesangbüchern verschwunden ist, in gottesdienstlichen Feiern anstimmen zu lassen? Wohin sind sie entschwunden, jene Tage, als man noch Erlösung im Singen gerade solcher Texte und Weisen suchte, fand und die Worte nicht verhöhnen wollte - wie etwa in dem nicht minder nachdenklich stimmenden Streifen vom „Leben des Brian?" ab 01:31:00 es zu geschehen scheint? 

Wem beide Filme zu lange dauern, wem es, bis der Ostermorgen anbricht, zu anstrengend ist, zwischen tiefster Empfindung und alberner Banalität pendelnd ausharren zu müssen, der sei auf den Choral Bachs ohne Film verwiesen ...

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1) Text:“ von Johann Franck (1618-1677)

Du, o schönes Weltgebäude,
magst gefallen, wem du willst;
ist doch deine eitle Freude
stets mit lauter Angst umhüllt.
Denen, die den Himmel hassen,
will ich ihre Weltlust lassen;
mich verlangt nach dir allein,
lieber Herr und Heiland mein!

2. Müde, die der Arbeit Menge
und der heiße Strahl beschwert,
wünschen, daß des Tages Länge
werde durch die Nacht verzehrt,
daß sie nach so vielen Lasten
könnten sanft und süße rasten.
Mein Wunsch ist, bei dir zu sein,
lieber Herr und Heiland mein!

3. Andre mögen durch die Wellen
und durch Wind und Klippen gehn,
ihren Handel zu bestellen,
und da Sturm und Not bestehn;
ich will auf des Glaubens Schwingen
aufwärts in den Himmel dringen,
ewig da bei dir zu sein,
lieber Herr und Heiland mein!

4. Tausendmal pfleg´ ich zu sagen
und noch tausendmal dazu:
Würd´ ich doch ins Grab getragen,
o so käm´ ich ja zur Ruh,
und mein bestes Teil das würde,
frei von dieses Leibes Bürde,
dort im Himmel bei dir sein,
lieber Herr und Heiland mein!

5. Komm, o Tod, des Schlafes Bruder,
komm und führe mich nur fort!
löse meines Schiffleins Ruder,
bringe mich zum sichern Port!
Mag, wer immer will, dich scheuen,
mich vielmehr kannst du erfreuen,
denn durch dich komm´ich hinein
zu dem lieben Heiland mein.


6. Ach daß ich des Leibes Bande
heute noch verlassen müßt,
käme zum gelobten Lande,
wo das Haus des Friedens ist!
Da wollt´ ich in heilgen Chören
mit den Engeln dich verehren,
rühmen deinen Gnadenschein,
lieber Herr und Heiland mein!

7. Doch weil ich die Friedensauen
und den goldnen Himmelssaal
jetzt nicht kann nach Wünschen schauen,
sondern muß im Tränental
noch im Prüfungskampfe leben,
soll mein Geist sich doch erheben,
unterdessen bei dir sein,
lieber Herr und Heiland mein!

Autor:

Matthias Schollmeyer

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