»Magdeburgische Hochzeit«
»Vergegenwärtigen« der Kriegsgräuel

Die Initiatoren des Gedenkprogramms (von li.): Michael Sievert, Carsten Gerth, Josephine Kroneberg, Maik Hattenhorst, Norbert Pohlmann, Frank Leeb, Ulrich Arendt, Ralf Liebe, Ute Berger, Christoph Volkmar, KMD Barry Jordan und Isabel Tönniges  | Foto: Gesellschaftshaus/Kathrin Singer
  • Die Initiatoren des Gedenkprogramms (von li.): Michael Sievert, Carsten Gerth, Josephine Kroneberg, Maik Hattenhorst, Norbert Pohlmann, Frank Leeb, Ulrich Arendt, Ralf Liebe, Ute Berger, Christoph Volkmar, KMD Barry Jordan und Isabel Tönniges
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Magdeburg: Gedenken an den Beginn des Dreißigjährigen Krieges vor 400 Jahren
Von Angela Stoye

Die hohen Herren hatten Glück. Ihren tiefen Fall soll ein Misthaufen gedämpft haben. So kamen sie mit dem Leben davon. Das Ereignis auf dem Hradschin am 23. Mai 1618 ist als Zweiter Prager Fenstersturz in die Geschichte eingegangen. Die von Vertretern der böhmischen protestantischen Stände begangene Tat an zwei königlichen Statthaltern und einem Kanzleisekretär, die die katholischen Habsburger vertraten, gilt als Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Als dieser am 24. Oktober 1648 endete, waren ganze Landstriche als Folge der Feldzüge und Schlachten, der Seuchen und Hungersnöte verwüstet und entvölkert. Die Erfahrungen aus der Kriegszeit sind tief im deutschen Gedächtnis verankert.
Magdeburg, unter dem Namen »Unseres Herrgotts Kanzlei« als Hochburg des Protestantismus bekannt, wurde am 10. Mai 1631 durch kaiserliche Truppen nahezu ausgelöscht. Etwa 4.000 Menschen, die in den Dom geflüchtet waren, überlebten dank des Kniefalls von Domprediger Reinhard Bake vor dem kaiserlichen General
Tilly. Über 20.000 Menschen sollen die Zerstörung nicht überlebt haben. Als »Magdeburgische Hochzeit« ging sie in die Geschichte ein.
400 Jahre nach dem Prager Fenstersturz reflektiert Magdeburg in einer Gedenkdekade vom 10. bis 26. Mai die historischen Ereignisse und Prozesse. Unter dem Titel »Vergegenwärtigen« haben sich 13 Institutionen in der Stadt zusammengeschlossen, um in Konzerten, Vorträgen, Lesungen oder Führungen an den Beginn des Dreißigjährigen Krieges und die verheerenden Folgen für die heutige Landeshauptstadt Magdeburg zu erinnern.
Zum Auftakt gibt Domkantor Barry Jordan am 10. Mai im Dom ein Orgelkonzert. Dafür hat er Kompositionen von Johann Adam Reincken und Heinrich Scheidemann gewählt, deren Musik die damalige Stimmungslage in den Gotteshäusern widerspiegelt.
Das traditionelle Forum-Gestaltung-Gedenkkonzert zum Jahrestag der
Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg folgt einen Tag später. Warnfried Altmann am Saxophon, Hermann Naehring am Schlagwerk, die Sopranistin Johanna Mohr und der Schauspieler Tobias Hübsch gehen einfühlsam bis expressiv auf das Geschehen vor 387 Jahren ein, ohne gegenwärtige Bezüge auszusparen.
Eine weitere musikalische Auseinandersetzung mit der Zeit ermöglicht auch das Abschlusskonzert am 26. Mai im Gesellschaftshaus mit den Ensembles »AuditivVokal Dresden« und »Art d’Echo«.
Führungen durch verschiedene Stadtteile zeichnen das Leben der Magdeburger im Schatten des Dreißigjährigen Krieges nach. Die Stadtbibliothek zeigt in einer Medienausstellung eine Auswahl selten zu sehender zeitgenössischer Überlieferungen und Berichte über die Zerstörung der Stadt 1631. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler gibt am 17. Mai Einblicke in die verschiedenen Aspekte des Krieges. In seiner Gesamtdarstellung, die Geschichtsschreibung und politische Analyse vereint, zeigt er, wie der Dreißigjährige Krieg, besser als alle späteren Konflikte, heutige Kriege verstehen lässt. (ast)

Gesamtprogramm unter: www.forum-gestaltung.de

Autor:

Online-Redaktion

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