Eine Vision macht Schule

Moderne Architektur trifft innovatives Schulkonzept: Schulleiterin Nicole Scheffel-Türpisch und Philipp Seidel, Geschäftsführer der Trägergesellschaft der Christlichen Schule, vor der Modellskizze des Neubaus  | Foto: Wolfgang Hesse
  • Moderne Architektur trifft innovatives Schulkonzept: Schulleiterin Nicole Scheffel-Türpisch und Philipp Seidel, Geschäftsführer der Trägergesellschaft der Christlichen Schule, vor der Modellskizze des Neubaus
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Gera: Noch befindet sich auf dem Gelände der Gemeinschaftsschule ein mehrteiliger Container. In den nächsten Jahren soll hier ein Christlicher Bildungs­campus entstehen.
Von Wolfgang Hesse

Rund um die derzeitige Interimslösung der ersten christlichen Schule in Gera herrscht Betriebsamkeit. Das Gelände hat einen neuen Zaun, einen Schulhof und einen Pavillon erhalten. Fünf Klassenstufen lernen hier und beobachten, wie sich täglich etwas verändert. Das ehemalige Berufsschulgebäude an gleicher Stelle gibt es nicht mehr und eine Baugrube deutet auf erste Erdarbeiten hin. »Wir haben das Gelände im Herbst 2016 übernommen und uns gegen eine Sanierung des alten Gebäudes entschieden, da die Bausubstanz und die damit verbundenen Kosten dagegen sprachen«, erklärt Philipp Seidel, der als Geschäftsführer der Christliches Bildungswerk Gera gGmbH den Schulträger repräsentiert. »Ein Neubau wird unserem praktizierten pädagogischen Konzept gerecht und eröffnet die Vision von einem christlichen Bildungscampus in Gera.«
Die Zahl der aktuellen Anmeldungen für die kommenden Schuljahre zeigen, dass die Christliche Schule in Gera angekommen ist, berichtet Schulleiterin Nicole Scheffel-Türpisch. Der Kirchenkreis Gera trägt mit einer jährlichen Spende von 20 000 Euro dazu bei. Die moderne und alternative Bildungsmethode an der Schule ist eine Kombination aus Jenaplan und der MultiGradeMultiLevel-Methodology (MGML). Ziel ist es, so beschreibt die Schulleiterin die Methodik, dass die ganz individuelle Lerndynamik der Kinder unterstützt wird. »Durch stark strukturierte Lernpläne können wir, und das ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen Konzepten, Lern­aktivitäten und Freiarbeitsphasen kombinieren und damit individuell auf das Lernverhalten und die Begabungen der Schüler reagieren.« Regelmäßige Plenumsrunden vermitteln den Kindern ein Feedback zum aktuellen Wissensstand. Die Bewertung der Leistungen erfolgt bis einschließlich der 6. Klasse verbal, auf Noten wird verzichtet. »Die staatlich verbindlichen Lehrpläne werden an das individuelle Lerntempo jedes einzelnen Schülers über modifizierte Lernpläne angepasst, um das Jahrgangsziel zu erreichen«, sagt Nicole Scheffel-Türpisch. Derzeit lernen 61 Schülerinnen und Schüler in Gruppen von bis zu drei Klassenstufen miteinander.
»Unsere Schüler erhalten unabhängig vom Elternhaus evangelischen Religionsunterricht. Wir leben das Kirchenjahr und vermitteln einen wertschätzenden Umgang miteinander. In unserer Schule und im Pädagogen-Team leben wir die Ökumene«, erklärt Nicole Scheffel-Türpisch. »Unser Ziel ist es, die Kinder mit christlichem Leben in Berührung zu bringen. Daher wünschen wir uns die Offenheit der Eltern, den Kindern und uns gegenüber. Letztlich muss sich jeder Mensch irgendwann einmal für oder gegen Christus entscheiden.«
Modelle, Zeichnungen und Symbolfotos zeigen, wie das Gelände in Zukunft aussehen wird. Der erste Bauabschnitt befindet sich derzeit in der Antragstellung. Bauherr ist der Förderverein Christliche Schule. »Unsere Hauptsponsoren, die Friedhelm Loh Group und die Werte Starterstiftung, unterstützen unser Vorhaben von Anfang an und in einem erheblichen Umfang«, so Geschäftsführer Philipp Seidel von der Trägergesellschaft. Man rechnet mit einem Kostenvolumen von acht Millionen Euro. Der Eigenanteil wird mit 20 bis 25 Prozent beziffert. Geplant ist ein vierstöckiges Gebäude mit Glasfront, das ab 2020 etwa 150 Schülern Platz bieten soll. Im Gebäude wird auf Barrierefreiheit geachtet. Unterrichtet wird als Gesamtschule von den Klassen 1 bis 12. Wie beim pädagogischen Konzept wird auch bei der Architektur auf höchste Flexibilität geachtet. Mit beweglichen Trennwänden und Wand­elementen können die Räume als Plenum, Vortragsraum, Mikroforum oder als individuelle Lerngruppe umgestaltet werden. Ziel ist es, die Kinder für die digitale Zukunft fit zu machen. Die Schule setzt auf mobile Smartboards und Computer, die bewusst im Unterricht, aber nur dort, wo sie auch weiterhelfen, eingesetzt werden. »Wir möchten nicht zum Knecht der digitalen Medien werden«, erklärt die Schulleiterin. Nur wenn die Methodik, an Informationen heranzukommen, geschult wird, lasse sich die Datenflut beherrschen und sinnvoll in den Lernprozess integrieren. »Als christliche Schule stehen wir vor der Herausforderung, die zukünftigen Nutzer von sozialen Medien über Umgangston und Hemmschwellen aufzuklären, gleichwie wir es im Miteinander pflegen.«
Bald soll der Grundstein zum ersten Bauabschnitt gelegt werden. Mit dem pädagogischen Konzept und diesem Schulneubau könnte die Christliche Schule zu einem Pilotprojekt für ganz Deutschland werden. Noch ist der Campus mit Kindertagesstätte, Turnhalle und Mehrzweckgebäuden in der Franz-Mehring Straße eine Vision. Doch wenn mit dem Elan, der derzeit sichtbar ist, weitergearbeitet wird, können diese Wünsche für nachfolgende Generationen Wirklichkeit werden.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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