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Das Kamel im Weltall

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Von Ralf-Uwe Beck

Krisen und Katastrophen, überall wird Geld gebraucht. Aber Jeff Bezos, der Gründer der Internet-Handels-plattform Amazon, hebt erstmal ab und fliegt ins All. Nach zehn Minuten ist er wieder da. Eine Woche vorher der britische Unternehmer Richard Branson. Fehlt noch der Chef des Elektro-Autobauers Tesla, Elon Musk. Alle drei sind Milliardäre. Sie wollen den Weltraumtourismus ankurbeln. Die Superreichen machen den Weg frei für: die Superreichen. Das Ticket soll bis zu 450 000 Euro kosten. Herrlich – dem Himmel entgegen. Nur dem Himmelreich werden sie damit nicht näherkommen. Denn eher gehe ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme, sagt Jesus.
Wie oft gab und gibt es bei Amazon Proteste und Streiks gegen schlechte Arbeitsbedingungen und für mehr Lohn! Aber anstatt die Leute richtig zu bezahlen, kriegt Jeff Bezos den Hals nicht voll. Steuern zahlt das Unternehmen wohl auch kaum. Und dann weiß er vor lauter Übermut nicht, wohin mit dem Geld. Und investiert es in ein Geschäftsmodell, das auch noch dem Klima weiter einheizt. Ein Flug ins All verursacht unverschämte Mengen an Treibhausgasen. Ich verwette meinen linken kleinen Finger, dass jede und jeder von uns, die oder der noch alle beisammen hat, sofort drei Dinge nennen könnte, wo es dringend Geld braucht.
In denselben Nachrichtensendungen, in denen von dem Flug berichtet wurde, waren kurz vorher die Bilder zu sehen von der Flutkatastrophe, von Menschen, die Hilfe brauchen. Übrigens eine Folge des Klimawandels. Eher fliegt ein Kamel ins All, als dass so ein Reicher in den Himmel kommt.

Der Autor ist Pfarrer und Sprecher beim MDR "Augenblick mal".

Ralf-Uwe Beck | Foto: privat
Autor:

Online-Redaktion

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