Schüler verlesen Namen der 267 Toten
Gedenkandacht für Bombenopfer im Augustinerkloster

Der  Ort der Stille im „Haus der Versöhnung“ im Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt. | Foto: Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt
  • Der Ort der Stille im „Haus der Versöhnung“ im Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt.
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Das Evangelische Augustinerkloster zu Erfurt lädt am kommenden Dienstag (25. Februar, 18 Uhr) zu einer Gedenkandacht für die Opfer eines Bombenangriffs am 25. Februar 1945 ein. Vor 75 Jahren waren 267 Menschen ums Leben gekommen. Die Andacht mit Augustinerpfarrer Bernd Prigge findet am Ort der Stille im „Haus der Versöhnung“ statt – hier befand sich der Keller der ehemaligen Klosterbibliothek, in dem die Todesopfer Schutz gesucht hatten. An dem Gedenktag soll miteinander um Frieden und Versöhnung gebetet werden. Etwa 30 Schüler werden die Namen der Opfer vorlesen und jeweils eine Kerze anzünden.

„Der 25. Februar 1945 gilt als der schwärzeste Tag des Augustinerklosters“, sagt Bernd Prigge. „Wenn Schüler diesmal erstmals die Namen aller Opfer verlesen, wird es sicher besonders bedrückend sein, dass viele denselben Nachnamen haben – man spürt, dass zahlreiche Familien ausgelöscht wurden“, so der Augustinerpfarrer.

Vor 75 Jahren warfen englische Bomber zwei Luftminen auf das Kloster. Im Keller der Bibliothek hatten 268 Menschen zwischen 3 Monaten und 83 Jahren Schutz gesucht. Die Wucht der Detona¬tion war so groß, dass das Gebäude zusammenbrach und die Menschen von Gesteinsbrocken lebendig begraben wurden. Es gab 267 Tote, ein Mädchen und ein Hund wurden gerettet.

Kurz nach Ende des 2. Weltkrieges begannen couragierte Erfurter mit den Aufräumarbeiten. Bereits 1946 starteten die ersten Arbeiten zum Wiederaufbau der Kirche, des stark zerstörten Westflügels, des Laubenganghauses sowie des Gästehauses. Unter großen Mühen und schwierigen politischen Bedingungen wurde das Kloster Stein um Stein wieder aufgebaut. Die historischen Strukturen wurden dabei bewahrt. Bibliothek und Waidhäuser blieben als Ruinen stehen.

2002 wurden die Grundmauern der Bibliothek restauriert und teilweise rekonstruiert. Eine vom Einsturz bedrohte Wandscheibe wurde in einer spektakulären Aktion wieder aufgerichtet. Im Sommer 2008 begann der Wiederaufbau mit Kosten von rund 5,1 Millionen Euro. Damit sollte ein Zeichen dafür gesetzt werden, wie wichtig es ist, das Alte zu bewahren sowie Neues zu schaffen. Am 27. August 2010 wurde die Wiedereinweihung der ehemaligen Bibliothek gefeiert. 2008 wurde das Augustinerkloster erstes Mitglied der internationalen Nagelkreuz-Gemeinschaft in Thüringen und damit Teil dieser weltweiten Bewegung für Frieden und Versöhnung.

Weitere Informationen im Internet: www.augustinerkloster.de

Autor:

susanne sobko

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