Brief v. La-Bi Roland Hoffmann
Zunächst wünsche ich Ihnen einen frohen Abschied
Sehr verehrte, liebe Frau Steiger,
lieber Bruder Steiger!
Nun habe ich Ihre Ruhestandsurkunde unterschrieben, die Ihnen demnächst zu Ihrem offiziellen
Abschied feierlich verlesen und überreicht werden wird. Zu diesem Ereignis grüße ich Sie beide
namens des Landeskirchenrates und auch persönlich mit guten Segenswünschen für Ihren neuen
Lebensabschnitt. Da meine Frau und ich in der fast gleichen Situation sind, weiß ich, dass unser
Ruhestand wirklich etwas neues ist für uns selber und für unsere Familie.
Zunächst wünsche ich Ihnen einen frohen Abschied aus der Gemeinde und von all den Menschen,
die ihnen in den letzten Jahren zugewachsen sind. Es waren für die Gemeinde und vielleicht auch
für Sie beide wichtige Jahre, die Sie in Schöndorf Gemeinde gesammelt und gebaut haben. Es war
und bleibt eine gute Entscheidung, die Sie von der Musiklaufbahn weg in unsere Kirche brachte.
Nicht nur in Seehausen und in Oldisleben, wie ich es gerade erlebt habe, erinnern sich die Menschen
gern Ihres Dienstes. Schon in Blankenhain, damals noch zwei Pfarrstellen, weiß die Gemeinde heute
noch Ihrer beider Dienst zu schätzen. In Schöndorf ist Ihnen Ihr eigener Ansatz in der Prägung der
Gemeinde gelungen. Und das heißt nach Ihrem Vorgänger (Siegfried Urban) einiges.
So danke ich Ihnen beiden herzlich, dass Sie immer ein offenes Haus für die Menschen Ihrer Gemeinde
und ein offenes Ohr und Herz für die Nöte Ihrer beiden Berufe hatten. Durch diese Verbindung haben
Sie - so hatte ich manchmal den Eindruck- doppelt arbeiten und wirken können. Manchmal war es wirk-
lich doppelte Arbeit und manchmal deshalb auch doppelter Erfolg! Gott sei Dank! Ich bete auch heute,
dass weiter wächst, was Sie miteinander gesät haben. Manche Früchte konnten Sie reifen sehen und
auch ernten, anderes bleibt unseren Augen immer verborgen. "Was an uns gefunden wird, die Gnade hat
es getan; was an uns vermisst wird, die Gnade wird es erstatten." (Bezzel)
Mit diesem Brief möchte ich vor allem um Vergebung bitten, wo wir von hier aus, oder ich persönlich Ihren Dienst erschwert und Sie zuletzt auch tief verletzt haben. Die letzte Geschichte ist mir auch reineweg pein-
lich. Ich möchte sie aus der Welt schaffen, weil dieser Vorfall weder zu Ihnen passt noch ihrem Dienst in unserer Kirche entspricht. Mir tut es am meisten leid, dass am Ende ihres Dienstes , an der Schwelle zu dem
oben beschriebenen neuen Lebensabschnitt diese Querele passiert. Mir liegt nämlich daran, dass Sie beide,
wie auch andere Ruheständler, möglichst ohne Frust und Verstimmung in den Ruhestand wechseln.
Ich wünsche Ihnen sogar, dass Sie immer wieder einmal Lust haben, zu manchem Dienst, um den Sie ein zuständiger Pfarrer oder Pastorin bitten. Ich bitte Sie aber ebenso inständig, sich jedem Dienst zu verweigern, zu dem Sie ein Gemeindeglied drängen will. Die Beachtung dieser Zuständigkeit -das hat uns Kreiskirchenrat Götze schon im Predigerseminar eingehämmert- erhält uns den Frieden und eine gute Gemeinschaft unterein-ander. Beides wünsche ich Ihnen beiden auch in Ihrer neuen Umgebung und Heimat. Ein bisschen bin ich auch gespannt, welches Anwesen Sie erworben haben, und wie Sie es ausbauen werden. Gutes Gelingen dazu.
Dann wünsche ich Ihnen aber auch, dass Sie Pläne und Ziele haben, die Sie sich bisher versagen mussten. Gott
schenke Ihnen dazu die nötige Gesundheit und die Freude an dieser Erde und auch auf sein Reich.
Mit guten Segenswünschen grüße ich Sie und Ihre Kinder dankbar und herzlich
Ihr Roland Hoffmann, Landesbischof Eisenach, d. 16. Juli 2001
(Zu der "Querele" sei folgendes gesagt: Ich habe eine Zeitlang mehr Geld ausgezahlt bekommen als mir nach
Dienstgrad und Dienstjahren zustand. Das war zuerst ein Fehler des Landeskirchenamtes! Aber es war auch mein Fehler, weil ich das nicht bemerkt habe.
Wenn von Seiten des LKA (Gehaltsstelle) gleich gesagt worden wäre, "Wir haben beide Fehler gemacht. Wir
teilen uns den Schaden." , dann hätte ich alsbald zugestimmt. Doch so ist das mit Anwalt und weiß-der-Teufel-was gelaufen und schließlich mit allgemeiner Verstimmung zu Ende gekommen. Ich will den Mist nicht weiter ausgraben. Er steckt mir auch so noch übel genug in der Nase. Von Fürsorgepflicht der Kirche gegenüber
einem ihrer Pfarrer war da gar nichts! Doch nun sei Frieden zwischen uns!)
Autor:Martin Steiger |
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