Gesalbt, nicht angeschmiert

Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls?
Markus 14, Vers 4

Von Karsten Loderstädt

Petrus kann mit Kosmetik nichts anfangen. »Das ist ein Skandal. Aber der Reihe nach: Wir wollten in Bethanien übernachten. Von dort sind es noch drei Kilometer nach Jerusalem hinauf. Allein, dass er Unterkunft ausgerechnet beim Aussätzigen suchte, löste Verwirrung aus. Plötzlich, wir liegen zu Tisch, nähert sich eine Frau. Ihr Name spielt keine Rolle. Sie wird handgreiflich. Salbt sein Haupt mit Öl. Bringt ehrwürdige Psalmworte in Verruf. Das Öl, das sie verwendet, ist kostbare Narde. Doch sie begnügt sich nicht mit wenigen Tropfen. Alles schüttet sie über ihn aus. Eine unverschämte Vergeudung.
Um nur ein solches Alabasterfläschchen mit Narde kaufen zu können, muss ein Weinbergarbeiter ein Jahr lang schuften. Sündhaft teuer dieser Luxus. Importware. Höchstwahrscheinlich aus Indien. Über den Seeweg ins Land gebracht. Der Verkaufserlös hätte den Armen der Stadt helfen können. Gerade jetzt, in der Passahwoche, in der es Brauch ist, zu spenden. Alles weg! Und Er? Er lässt sich das gefallen. Nimmt diese Dahergelaufene in Schutz. Weist uns Jünger zurecht. Prophezeit, dass diese Episode untrennbar mit seinem Leben verknüpft sein wird. Ich bin entsetzt und peinlich berührt.«
Petrus, wir verstehen dich. Doch wir haben Glück, die ganze Geschichte zu kennen. Diese Frau hat ein Zeichen gesetzt. Ihre leidenschaftliche Liebe bildet sich ab im Besten, was es gab. Der von ihr mit Narde Gesalbte gilt als König über Zeit und Welt. Dieser Herr, und kein anderer Herrscher, wird die Geschicke der Welt lenken. An diesem Abend erfährt er eine Zuwendung, die unabsehbar weit in die Ewigkeit hineinreicht.
Einem Gesalbten werden Reinigung, Heilung und persönliche Wertschätzung zuteil. Für uns Christen ist solche »Narde« mit dem Wasser der Taufe vergleichbar. Wenn es über unseren Kopf herabtropft, erfahren wir unsere Berufung. Das Größte dabei: Wir dürfen seinen Namen tragen und Christen heißen. Nichts ist vergeudet. Alles hat seinen Sinn. Wie sie ihm, so er uns. Petrus, freue dich. Was dich aufregt, gehört in Gottes Plan. Sein Urteil gründet auf Liebe. Und die wird über uns ausgegossen. Beständig neu. Darauf können wir uns verlassen. Denn, wer gesalbt ist, ist nicht angeschmiert.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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