Gott erfüllt alle seine Verheißungen
ES MUSS ERBETEN SEIN

Ein kleines Rätsel könnte so lauten: "Was ist das? Es kostet nichts. Es bewirkt viel. Und jeder kann es lernen." Die Lösung lautet: das Gebet. Zu einer christlichen Existenz gehört es unbedingt dazu. Auf den Punkt gebracht könnte man sagen: "Wer nicht betet, ist kein Christ!" Da hat jeder seine Erfahrungen; seine Erfolge und seine Einbrüche. Mir fällt da folgende Episode ein:

Im Halbdunkel eines Internatszimmers mit sechs Betten hat Horst, ein Mitschüler aus dem Eichsfeld, seine
Hände gefaltet, die Augen geschlossen, und seine Lippen bewegen sich. Es ist klar, was er tut. Klaus, aus Bielen bei Nordhausen, Hauptfach Fagott, springt auf, lacht, ist außer sich: "Der betet ja!" Der Leithammel blökt, also freies Blöken der Herde. Nur ich schweige. War gerade selbst dabei, mein Abendgebet zu sprechen: Hände unter der Decke, Gebet in Gedanken wie noch heute. Stehe Horst nicht bei: "Ich bete auch. Warum betest du nicht?" Ein Stück Schuld, noch heute griffig, auch wenn wir Freunde wurden.

Beten ist Zeichen des Menschen. Tiere können nicht beten. Beten ist Zeichen des glaubenden Menschen, der sich an Gott wendet, ihm alles sagt und eine Antwort erwartet, wie immer die aussehen mag. Die Form ist nicht wichtig. Ob Kindergebet, Gebet der Väter oder frei formuliert, ist zweitrangig. Auch die Haltung ist nicht wich-tig. Ob einer liegt, kniet, sitzt oder steht, ist sekundär. Die Hauptsache, man tut es.  Was wären wir Christen arm dran, wenn wir die Fülle der Formen, Haltungen und Verhaltensweisen im Blick auf das Beten auf einige wenige reduzierten, von der Synode oder gar einem Konzil abgesegnet. 

Aber beten will geübt sein. Das klingt fatal nach Sevcik oder Czerny, auch nach Routine, ist aber anders ge-meint. Gebet nur "in der Not" hat zwar manchen Spruch für sich, ist jedoch letztlich eine Beleidigung Gottes.
Jesus betet immer wieder vor aller Augen und vor den Augen des lebendigen Gottes. Das Gebet gehört zu seinem Leben. Dennoch ging es ihm nie um die Menge, die Quantität, sondern um Konzentration und Qualität.
Auf die Bitte der Jünger, sie das Beten zu lehren, sprach Jesus ihnen das Vaterunser vor, - das Gebet der
Christenheit mit seinen sieben Bitten, das täglich um den Erdball geht, millionenfach und kristallklar. Dennoch
dürfen wir vor Gott alles aussprechen, auch das ganz Private, Törichte und Unkorrigierte, wenn nur das Herz dabei ist, -wenn es uns nur ernst damit ist. Eines freilich müssen wir wissen: "Gott erfüllt nicht alle unsere Bitten, aber alle seine Verheißungen!"

Autor:

Martin Steiger

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