Das gute Ende

Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde.
1. Mose 22, Vers 2

Von Karsten Loderstädt

Und gingen die beiden miteinander. Aufbruch in der Dämmerung. Den Esel gesattelt. Holz gespalten für den Gottesdienst. Zwei Träger ausgerichtet, Abraham und Isaak zu begleiten. Der Junge voller Stolz. Vater und ich! Mit Übernachtung. Am Feuer. Auf dieser Wanderung werden ihm die Füße nicht müde werden.
Am dritten Tag der Expedition setzen die beiden den Weg allein fort. Jetzt steigt die Spannung stärker als der Pfad zum Berggipfel hinauf. Dem Alten fallen die Schritte schwer. Es ist keine Frage der Kondition. Er lauscht zum Himmel. Wird ihm Gott erneute Weisung geben? Etwa: »Tu es nicht!« Oder: »Kehr wieder um!« Kann er verlangen, was er verlangt? Spricht nicht sein Name eine andere Sprache? »Ich bin mit dir!« Das passt nicht. Ja, Menschen opfern Menschen. Krieg und Terroranschläge bilden nur eine Form von Verachtung. Menschen opfern Menschen. Kranker Ehrgeiz treibt Eltern, ihre Kinder als Nobelpreisträger zu sehen. Treibt Trainer, aus Sportlern Kampfmaschinen zu machen. Unmenschliche Geldgier treibt Mädchen auf die Straße, ihre Körper zu verkaufen. Und Überforderte hören lapidar: Opfer müssen gebracht werden. So auch Gott? Nein! So nicht! Dieser Gedanke schwappt als eine Resthoffnung Schritt für Schritt in Abrahams Herzen hin und her. Wie die lauwarme Neige in der Wasserflasche.
Und gingen die beiden miteinander. Der Sohn schaut auf. »Mein Vater!« »Hier bin ich!« Welche Eintracht. Wunderbar, wenn zwei sich verstehen. Da nimmt der Erdenvater dem Vater im Himmel das befreiende Wort aus dem Mund. »Ein Schaf für das Brandopfer wird sich finden.« Vertrauen ringt mit dem Zweifel wie der Geprüfte am Berghang um Luft. Dann geht’s ans Äußerste. Abraham glaubt an das gute Ende. Bis dahin zwingt er sich zu jedem Handgriff. Den Altar bauen. Holz aufschichten. Hier das Messer. Dort das Kind. Keine Angstschreie. Der Junge weiß: Vater tut mir nichts. Was für ein Bonus. Und die Klinge nähert sich der Kehle. Es ist grauenvoll. Ein Engelsruf durchdringt die Totenstille. Er antwortet: »Hier bin ich.« Er hat an den gütigen Gott geglaubt und legte den Arm um seinen Jungen. Und gingen die beiden miteinander.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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