Besser zu zweit

So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen.
Ruth 1, Vers 19

Von Edward Drath

Ein ungleiches Paar, das da unterwegs ist nach Bethlehem. Eine Mutter mit ihrer Schwiegertochter. Bei der noch immer vorherrschenden Meinung über die Beziehung zwischen beiden Familienmitgliedern schon überraschend genug.
Doch hier gehen auch zwei Frauen, die verschiedenen Generationen angehören und aus verschiedenen Kulturen kommen. Was verbindet die beiden? Was hält sie zusammen? Sind es nur die familiären Bande, dass die eine in die Familie der anderen eingeheiratet hat? Mir scheint, beide verbindet vor allem, dass sie einander wahrnehmen in ihrer Verunsicherung. Dass sie sich, obwohl jede selber Leid erfährt, vom Leid der anderen berühren lassen.
Die eine, Noomi, war mit ihrem Mann ausgezogen in ein fremdes Land, um ein besseres Leben zu führen, um etwas aus ihrem Leben zu machen. Dort aber hat sie nicht nur ihren Mann verloren, sondern auch beide Söhne. Nun kehrt sie zurück in das Land ihrer Vorfahren. Wie man sie dort wohl aufnehmen wird? Freundlich vielleicht? Oder wird man ihr vorwerfen: »Wäret ihr doch hier geblieben! Du bist doch selber schuld!«
Die andere, Ruth, hat ihren Mann gehen lassen müssen. Vorher vielleicht schon den Wunsch nach Kindern, so lässt sich vermuten nach zehn Jahren kinderloser Ehe. Nun ist sie auf dem Weg in die Fremde. In ein ihr unbekanntes Land, das sie höchstens vom Hören und Sagen kennt. Was sie dort erwarten wird? Ob sie dort Fuß fassen kann?
So ziehen sie beide dahin, ihren Weg nach Bethlehem. Noomi und Ruth, zwei Frauen, deren Träume und Pläne vom persönlichen Glück zerplatzt sind. Deren Hoffnung auf eine gute gemeinsame Zukunft mit ihren Familien sich nicht erfüllt hat. Zwei Frauen, unterwegs mit einem mulmigen Gefühl. Was wird sie erwarten in dem bekannten wie unbekannten Land? Zwei Frauen, die die je andere nicht alleinlassen mit den Fragen und Gefühlen, sondern die sich unterstützen. In all der Verunsicherung sprechen sie sich Mut zu.
Eine Frage bleibt noch: Wo ist Gott eigentlich in der Geschichte? Könnte er nicht eingreifen und den Frauen helfen? Ja, wo ist er überhaupt? Scheinbar spinnt er im Verborgenen die Fäden. Doch das wird erst im Nachhinein deutlich. Er gedachte es gut zu machen. Denn zwei sind besser als eine allein.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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