Schutzpatron für Umwelt, Natur

Der heilige Wendelin, Staatsgalerie Stuttgart | Foto: akg-images

Sankt Wendelin: Der Heilige starb vor 1 400 Jahren 

Von Günter Schenk

Der heilige Wendelin ist Patron der Bauern, Hirten, Landarbeiter und Schäfer, des Viehs – und seit Neuestem auch der Umwelt und Natur. Im saarländischen St. Wendel findet sich sein mittelalterliches Hochgrab hinter dem Altar in der Basilika. Im gläsernen Sarg ruht darin sein Leichnam, der nur zu besonderen Anlässen geöffnet wird. Mitte Oktober ist es wieder so weit, wenn man die 1 400. Wiederkehr seines Todestages feiert.
Es war die Idylle, eine grüne, kaum besiedelte Landschaft, die Wendelin einst anzog. Nach einer Pilgerreise nach Rom war der von einem Bischof erzogene iro-schottische Königssohn Mitte des 6. Jahrhunderts hängengeblieben, um als Einsiedler neue Kraft zu tanken. Den Lebensunterhalt verdingte er sich als Schafhirte bei einem Adligen. Seine fromme Lebensweise beeindruckte damals auch die Mitglieder einer Mönchsgemeinschaft, die ihn schließlich zum ersten Abt des Klosters Tholey gekürt haben soll. Am Morgen nach seinem Begräbnis, höchstwahrscheinlich anno 617, aber lag der Leichnam neben dem Grab, worauf man Wendelin auf einen Ochsenwagen bettete und die Tiere den Weg zur endgültigen Ruhestätte suchen ließ. Der war schließlich im heutigen St.Wendel.
Legenden sind diese Geschichten, denn über die historische Person Wendelin ist kaum etwas bekannt. Der erste schriftliche Hinweis auf seine Existenz findet sich erst rund 400 Jahre nach seinem Tod in der Lebensbeschreibung eines um 587 gestorbenen Trierer Bischofs, in der ein Abt namens Wendalinus erwähnt ist. Dieser ist nach Überzeugung der meisten Historiker mit dem Heiligen identisch. Auch an seiner Wallfahrt nach Rom und seiner hochrangigen Abstammung bestehen heute wenig Zweifel.
Die Popularität des Heiligen untermauerten schließlich im 14. und 15. Jahrhundert enstandene Legenden, die sein Leben in bunten Bildern und spannenden Geschichten ganz neu ausmalten. Sie festigten das Bild eines tugendsamen und frommen Hirten, eines Einsiedlers und Pilgers, dem man als Gläubiger nacheifern sollte. Noch volkstümlicher wurden diese Geschichten schließlich im Barock ausgeschmückt, die Wendelinus auch in den Alpenregionen bekannter machten. Dazu gehörten auch Berichte über angebliche Wunder wie die Wiederbelebung eines ertrunkenen Knaben oder die Heilung von Kranken.
Die zunehmende Beliebtheit Wendelins spiegelt heute auch die Ausstattung der Basilika, zu der neben der um 1370 entstandenen Tumba im Chor auch das um 1480 geschaffene Heilige Grab und das in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hinter dem Hochaltar geschaffene Hochgrab des Heiligen gehören. Es erlaubte den Wallfahrern, unter ihm hindurchzuschreiten und so die Kraft des Heiligen auf sie zu übertragen.
Mit der Reformation und den folgenden Glaubenskriegen aber ließen die Pilgerströme nach, ehe sie im Barock wieder Fahrt aufnahmen.Wendelin, der anfangs als Schutzherr der Pilger, später auch als Pest- und Seuchenpatron wahrgenommen wurde, war nach den barocken Legenden, die seine Arbeit als Hirte besonders würdigten, jetzt vor allem Patron fürs Vieh. »St. Wendelin, verlass uns nie. Schirm unsre Stall, schütz unser Vieh. Verscheuch’ die Seuch’ von Mensch und Tier, St. Wendelin, wir danken dir«, beten die Menschen so noch heute am Pfingstmontag in St. Wendel, wenn sie zur traditionellen Reiterwallfahrt zusammenkommen.
Inzwischen ist Wendelin auch Patron der Natur und Umwelt. »Hilf, guter Hirt, St. Wendelin, dass wir schützen, was da lebt und die gute Erde«, heißt es in einem neuen Pilgerlied. Vor allem aber will man im Jubiläumsjahr der Missionstätigkeit des Heiligen gedenken, der sich auch die in St.Wendel beheimateten Steyler Missionare verpflichtet fühlen. Ein neuer Film unter dem Titel »Wendlin welt weit« hat am 11. Oktober in St. Wendel Premiere – zum Auftakt der großen Feiern, die am Reformationstag, dem 31. Oktober, mit einer »Nacht der offenen Kirche« ganz ökumenisch enden.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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