Sinn und Geld als Gradmesser für Zufriedenheit im Job

Joachim Schledt | Foto: Petra Killick

Mehrwert für Thüringen: Fachkräfte finden und binden!« ist das Thema des Sozialkongresses. Das Hauptreferat hält Joachim Schledt, Personalleiter der Alnatura Produktions- und Handels GmbH. Mit ihm sprach Sabine Kuschel.

Es geht beim Kongress um den Fachkräftemangel in Deutschland, der sich auch in der Pflegebranche bemerkbar macht. Was ist Ihre Empfehlung als Personalleiter?
Schledt:
Sich bewusst zu machen, was sind unsere Werte? Die Sozialbranche, Diakonie und Caritas, haben etwas zu bieten: Das Soziale, für andere da zu sein. Sie bieten Menschen in bestimmten Lebenssituationen Unterstützung an, sie tragen dazu bei, dass die Welt etwas besser wird. Das verdient hohe gesellschaftliche Anerkennung. Darüber sollte offensiv kommuniziert werden. Vielleicht sogar noch ein bisschen fescher, kecker, jünger, als ich es gerade erlebe. Also raus aus dem Image des hässlichen Entleins.

Pflegekräfte werden auch aus dem Ausland rekrutiert. Vermutlich, weil sie billiger sind?
Schledt:
Das Problem ist vielschichtig. Aber ich bin mir sicher, dass Geld auch eine Rolle spielt. Es geht um Vergütung aus der Perspektive der Menschen, die hier arbeiten. Und um Wirtschaftlichkeit aus der Perspektive der Unternehmen oder der Organisationen, die Pflege anbieten. Neben der Arbeitszeit ist die Frage: Wie sind die physischen und psychischen Belastungen in der Gesundheitsbranche? Sind sie so, dass die Jobs gut besetzt werden können?

Angemessen Geld zu verdienen, ist ein berechtigter Anspruch. Andererseits muss überall gespart werden. Wie kann diese Diskrepanz aufgelöst werden?
Schledt:
Ich habe keine Lösung, wie diese Diskrepanz aufgelöst werden kann. Sie entsteht durch die Privatisierungstendenzen im Bildungsbereich, im Öffentlichen Dienst, im Pflegebereich und im Gesundheitswesen. Ich bin kein Freund von diesen Privatisierungstendenzen. Ich bin ein Freund von Qualitätsanspruch und auch von Wettbewerb. Aber wenn das wirtschaftliche Denken bestimmten Bereichen wie der Pflegebranche übergestülpt wird, muss ich damit rechnen, dass Menschen, die in dem Bereich tätig sind, den wirtschaftlichen Aspekt über den Sinnaspekt stellen. Da sehe ich ein Risiko.

Die Zufriedenheit im Beruf also ist eine wichtige Komponente?
Schledt:
Es ist nicht immer nur das Geld, das darüber entscheidet, ob ich in meinem Job zufrieden bin. Es gibt viele Untersuchungen, die das belegen. Wichtig ist meine innere Verbundenheit mit meiner Arbeit, mit dem Unternehmen, in dem ich arbeite. Wenn ich erkenne, dass ich einen Beitrag leiste mit meinem Tun, wenn es Wirksamkeit entfaltet, dann ist das Geld nicht mehr primär. Vorausgesetzt, ein gewisser Lebensstandard ist garantiert.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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