Die einzige Frau im Männerbund

Die hessische Prinzessin Elisabeth war zeitlebens eine energische Frau. | Foto: Museum Schloss Wilhelmsburg

Die verwitwete Elisabeth von Rochlitz unterstützte die Sache der Reformation

Von Susann Winkel

Elisabeth wartet schon in Schmalkalden. Ab Ende April wird sie die Besucher begleiten, die sich in der geräumigen Hofstube der Wilhelmsburg die neue Dauerausstellung über den
Schmalkaldischen Bund ansehen möchten. Natürlich nicht die echte Elisabeth – die hessische Prinzessin verstarb 1557 in der Stadt. Ihre Rolle übernimmt die Theater- und Fernsehschauspielerin Lea Draeger. In Lebensgröße wird sie an verschiedenen Video-Stationen über Entstehung, Erfolg und Untergang des Glaubensbundes sprechen.
Wer sollte es auch besser wissen als Elisabeth, die korrekterweise zwar ein »von Sachsen« im Namen trägt, erworben durch die frühe Heirat mit dem Erbprinzen Johann von Sachsen. Die aber weit bekannter unter ihrem Bei­namen ist: Elisabeth von Rochlitz. Jene Elisabeth also, geboren 1502 in Marburg, war nicht nur die einzige Frau im mächtigen Bund der protestantischen Fürsten. Sie war auch die Schwester und lebenslang wichtige Vertraute des Bundeshauptmanns, Landgraf Philipp von Hessen.

Informationen in Geheimschrift
Wie er recht frei erzogen, kommt die junge Elisabeth 1519 an den strengen Dresdner Hof. Bereits wenige Jahre später wendet sie sich dort reformatorischen Gedanken zu, 1533 verweigert sie erstmals Buße und Abendmahl. Als ihr Mann Johann 1537 stirbt, zieht sie, kinderlos geblieben, auf ihren Witwensitz in Rochlitz. Dort führt sie gegen den entschiedenen Widerstand ihres katholischen Schwiegervaters, Herzog Georg von Sachsen, die Reformation ein. Wobei sie energisch vorgeht. Priestern erlaubt sie die Ehe, verbietet ihnen aber das Konkubinat.
Auch sonst bringt sie ihr Herzogtum voran, lässt neue Straßen anlegen, achtet auf die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln, stabilisiert die Finanzlage. Philipp unterstützt sie nicht nur dabei, sondern auch 1538 bei ihrer Aufnahme in den Schmalkaldischen Bund. Erst als ihr bereits verheirateter Bruder eine zweite, nicht statthafte Ehe mit ihrem Hoffräulein Margarethe von der Saale schließt, wird das innige Verhältnis der Geschwister stark belastet. Ohne daran zu zerbrechen. Als Philipp und seine Mitstreiter im Schmalkaldischen Krieg gegen die katholischen Stände im Reich kämpfen, versorgt Elisabeth den Bund mit Informationen über die Truppenbewegungen des Gegners – in einer Geheimschrift.
Dennoch kommt es zur Niederlage, in dessen Folge Elisabeth ihr Wittum Rochlitz verlassen muss. Als neuen Witwensitz weist ihr Philipp, der für einige Jahre in Haft kommt, Schmalkalden zu. Er lässt den dortigen Hessenhof repräsentativ für seine Schwester umbauen. Die wiederum weilt oft auch am Hof in Kassel, wo sie sich um die Erziehung der Kinder ihres verwitweten Bruders kümmert. 1556 erkrankt Elisabeth schwer, woraufhin Philipp die erste Apotheke der Stadt Schmalkalden einrichten lässt. Helfen konnte das seiner Schwester nicht mehr. Als sie Ende des folgenden Jahres stirbt, lässt er ihren Leichnam nach Marburg überführen und in der dortigen Elisabethkirche beisetzen.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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