Ungeliebtes Sakrament

Kommentar von Adrienne Uebbing

»Deine Sünden sind dir vergeben, geh hin in Frieden« – diese Worte des Pfarrers am Ende der Beichte hatten für mich stets eine befreiende Wirkung. Im Sakrament der Buße konnte ich Gottes Vergebung unmittelbar erfahren.
Aufgewachsen im katholisch geprägten ländlichen Westfalen, gehörte die Beichte in meiner Kindheit und Jugend in den 1970er-Jahren zum Alltag. Aber trotz des guten Gefühls nachher war sie mir ein Gräuel. Das begann schon damit, dass man bei der »Gewissenserforschung« (anhand des »Gewissensspiegels« im Gesangbuch) nicht recht wusste, welche Sünden denn nun erwähnenswert waren. Als Neunjährige war ich damit einfach überfordert. Theologisch gesehen müssen wir nur schwere Verfehlungen, bei denen wir ganz bewusst gegen Gottes Gebote gehandelt haben, beichten. Doch was hat man als Kind schon an Sünden zu bieten? Deshalb begann ich meistens damit, um Vergebung zu bitten dafür, dass ich länger nicht bei der Beichte war …
Hinzu kam die Beichtstuhl-Situation: Man kniete, und hinter einem vergitterten Fensterchen neigte einem der alte Pfarrer (eine durchaus gefürchtete Respektsperson) sein Ohr, in das man seine Verfehlungen hineinflüsterte. Von einem vertrauensvollen Gespräch konnte da beim besten Willen nicht die Rede sein.
Nebenbei bemerkt: Die Beichte fand immer für den ganzen Schülerjahrgang statt, und so bekam wirklich jeder mit, wie viele »Vaterunser« oder »Ave Marias« einem als Buße »aufgegeben« wurden und folglich, ob man viel gesündigt hatte.
Viele Katholiken verbinden mit der Beichte schlechte Erinnerungen und es wundert kaum, dass sie dieses Sakrament heute ablehnen und die Einladung Gottes nach Versöhnung, wenn, dann vorzugsweise in einem Bußgottesdienst annehmen.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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