Bach oder Pop?

Foto: Adrienne Uebbing

Kommentar von Michael v. Hintzenstern

Wenn wir in diesem Jahr das 500. Reformationsjubiläum begehen, ist uns klar, dass die Kirchenmusik ein wesentlicher Wegbegleiter der Bewegung war, weil sie die Menschen unmittelbar erreichte.
Luthers »Urkantor« Johann Walter nahm dabei eine Schlüsselfunktion ein. Ob Heinrich Schütz oder Johann Sebastian Bach: Viele haben den Wochenspruch des Sonntags Kantate überaus kunstvoll vertont: »Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder« (Psalm 98,1).
Das Motto des Thomaskantors »Soli Deo Gloria« (Gott allein zur Ehre) war dabei mit einem hohen kompositorischen Anspruch verbunden! In vielen Kirchenchören wird emsig daran gearbeitet, diese Werke aufzuführen. Doch es besteht auch die Sehnsucht nach populären Formen, die eher den Zeitgeist treffen.
Als vor 45 Jahren die US-amerikanische Sängerin Etta Cameron in der bis auf die dritte Empore voll besetzten Eisenacher Georgenkirche Gospels und Spirituals sang, zeigten sich viele Gemeindeglieder begeistert. Es folgte eine Leserdiskussion in der Kirchenzeitung, ob auch Elemente des Jazz oder Pop in die Kirche Einzug halten können. Nicht alle Versuche gelangen, sodass betroffene Kirchenmusiker mit ironischem Unterton die Aktion »Klampfen aus den Altarräumen« gründeten.
Inzwischen gibt es eine nicht geringe Zahl an Gospelchören, die ein eigenes Profil gefunden haben. Dass jetzt in Witten eine evangelische Pop-Akademie ihre Arbeit aufgenommen hat, zeugt vom Bestreben, die kirchliche Popularmusik weiter zu professionalisieren, ohne sie gegen die jahrhundertealte Musica sacra auszuspielen. Choräle waren einst auch Gassenhauer.
Und Harmonie ist Bestandteil der Musik!

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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