Straße der Romanik:
Wo das Mittelalter lebendig wird

Die Dorfkirche St. Thomas in Pretzien gehört zur Nordroute der Straße der Romanik und ist am 26. Mai eines der Ziele einer Tages­exkursion der Evangelischen Erwachsenenbildung in Sachsen-Anhalt.  | Foto: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt/FrankBoxler
  • Die Dorfkirche St. Thomas in Pretzien gehört zur Nordroute der Straße der Romanik und ist am 26. Mai eines der Ziele einer Tages­exkursion der Evangelischen Erwachsenenbildung in Sachsen-Anhalt.
  • Foto: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt/FrankBoxler
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Eine Erfolgsgeschichte in Mitteldeutschland. Seit 25 Jahren erschließt die Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt ein einzigartiges Kulturgut.
Von Harald Krille

Die Touristiker hatten wohl den richtigen Riecher, als sie 1993 die Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt etablierten. Schließlich ist in keiner anderen Region Deutschlands die Zeit des Mittelalters in einer solche Dichte an baulichen Hinterlassenschaften präsent wie zwischen Harz und Elbe, zwischen Altmark, Saale und Unstrut.
Was vielen heute gar nicht mehr präsent ist: Die Region war einmal das politische, geistliche und kulturelle Zentrum des deutschen Reiches. Könige und Kaiser bauten sich hier zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert ihre Pfalzen, Klöster, und gewaltige Stiftskirchen und Dome entstanden. Für Kaiser Otto I. (912 bis 973) etwa galt Magdeburg als die dritte Weltstadt nach Rom und Byzanz/Konstantinopel. Hierher kamen Gesandtschaften von Königs- und Kaiserhöfen, ob aus dem früheren Frankenreich und den rheinischen Gebieten oder aus Italien und Konstantinopel. Das Bistum Magdeburg feiert denn auch im kommenden Jahr das 1 050. Jubiläum seiner Gründung.
Eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des Gebietes spielten dabei die Klöster. Mehr als 50 sind in der Region nachgewiesen, bis auf wenige Ausnahmen Niederlassungen des Benediktinerordens. Memleben an der Unstrut und Schulpforta an der Saale, Jerichow bei Tangermünde und Drübeck in der Harzstadt Ilsenburg geben ebenso Zeugnis davon wie das seit 1972 sogar erneut von Benediktinern besiedelte Kloster Huysburg bei Halberstadt. Die fruchtbaren Böden der Magedeburger Börde und der Goldenen Aue im Grenzbereich von Sachsen-Anhalt und Thüringen boten den Mönchen Gelegenheit zu erfolgreicher Landwirtschaft. Im Schutze der Klostermauern gediehen Wissenschaft und Bildung. Doch nicht nur die großen Dome mit ihren, wie etwa in Halberstadt, durch alle Wirren der Jahrhunderte erhaltenen Domschätzen prägen die Straße der Romanik. Gibt es doch auch unter den vielen damals entstandenen und bewahrt gebliebenen Stadt- und Dorfkirchen so manches Kleinod zu entdecken.
Dass die Straße der Romanik mit ihrer Nord- und Südroute nebst Verästelungen sich auch nach 25 Jahren noch wachsender Beliebtheit erfreut, kann Matthias Ulrich von der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mit Zahlen belegen. Wurden bei der ersten Erhebung im Jahr 1998 noch 750 000 Besucher gezählt, so waren es in den Jahren 2016 und 2017 bereits jeweils 1,5 Millionen. Wobei der Projektmanager zugleich darauf verweist, dass dazu wohl noch eine erhebliche Zahl von nicht erfassten Reisenden kommt.
Auch inhaltlich ist die Straße »gewachsen«. Umfasste die Route beim Start 70 Bauwerke, sind es heute bereits 88. Und: Es haben sich im Umfeld eine Reihe hochwertiger Angebote etabliert, die weit über die Qualität der inzwischen allenthalben üblichen Mittelaltermärkte hinausgehen. Ulrich verweist etwa auf den »Kaiserfrühling« von Quedlinburg und die erlebnispädagogischen Angebote in der früheren Kaiserpfalz Tilleda oder der Kinder-Dombauhütte in Naumburg.
Für die Attraktivität der Straße auch jenseits der großen Events ist es allerdings unverzichtbar, dass auch die kleinen Dorfkirchen verlässlich geöffnet sind. Hier, so Ulrich, besteht besonders im Bereich der Nordroute örtlich noch Nachholbedarf.

Besondere Angebote im Jubiläumsjahr

• Ab 7. Mai geht unter dem Titel »Wissen und Macht« eine Sonderausstellung im Kloster Memleben der Frage nach, welche Bedeutung das Zusammenspiel von königlicher und kaiserlicher Macht der Ottonen und den geistlichen Impulsen des Ordensgründers Benedikt von Nursia für die Kulturlandschaft und Klosterwelt Mitteldeutschland hatte. Die Schau ist bis 15. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
www.kloster-memleben.de

• Zum Tag der Romanik am 12. Mai gibt es in vielen Kirchen, Klöstern und Burgen entlang der Straße der Romanik be-
sondere Veranstaltungen wie Konzerte, spezielle Führungen, Angebote für Familien sowie Vorträge. Eine Übersicht findet sich auf der Internetseite der Straße der Romanik.
www.strassederromanik.de

• Vom 19. bis 21. Mai
lädt Quedlinburg zum »Kaiserfrühling« ein. Unter dem Motto »Geschichte zum Anfassen« wird dabei mit Theateraufführungen, Umzügen, einem großen Mittel­alter- sowie einem Handwerkermarkt daran erinnert, dass die heutige Welterbestadt vor 1.000 Jahren bevorzugter Aufenthaltsort der ersten deutschen Könige und Kaiser war.
www.kaiserfruehling.de

• Vom 1. bis 3. Juni wird im Rahmen der Domfestspiele Halber-
stadt zu einer Ballettaufführung, zu hochkarätigen Konzerten und einem Festgottesdienst eingeladen. Unter anderem erklingt am Sonnabend, 2. Juni, um 18 Uhr im Dom J. S. Bachs Messe in h-Moll.
www.kirchenmusik-halberstadt.de

• Zu insgesamt fünf fachkundig geführten Tagesexkursionen in ausgewählte Orte entlang der Straße der Romanik lädt die Evangelische Erwachsenenbildung in Sachsen-Anhalt ein. Die erste führt am 26. Mai in die Orte Loburg, Leitzkau und Pretzien. Weitere Exkursionen sind am 16. Juni, 18. August,
8. September und am 22. September geplant.
Außerdem gibt es das Angebot einer dreitägigen Bildungsreise vom 29. Juni bis 1. Juli entlang der Nordroute der Straße der Romanik. Sie wird von der Hallenser Kunsthistorikerin Jutta Jahn begleitet. Reiseziele sind unter anderem Havelberg, Jerichow und Burg.
www.eeblsa.de

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Online-Redaktion

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