Kleine Beobachtungen (Teil 1)
Tempelreinigung

Tempelreinigung (Luk. 19 - St.Nicolaus in Judenbach / Kirchenkreis Sonneberg)
  • Tempelreinigung (Luk. 19 - St.Nicolaus in Judenbach / Kirchenkreis Sonneberg)
  • hochgeladen von Matthias Schollmeyer

Kleine Beobachtung zur Tempelaustreibungsgeschichte. Beim Evangelisten Matthäus lesen wir, dass Jesus gleich nach seiner Ankunft in der Stadt Jerusalem (Evangelium am 1. Adventssonntag) direkt zum Tempel geht und dort die Händler vom Vorplatz entfernt. Was heißt entfernt! Das griechische Verbum ἐκβάλλειν, mit welchem die bekannte  Aktion des Gottessohnes beschrieben wird, taucht regelmäßig ebenfalls auf, wenn von seinen Dämonenaustreibungen die Rede ist. Auch die Teufel und Dämonen werden ausgetrieben - eigentlich hinausgeworfen.

In seinem Bericht über die gleiche Angelegenheit erzählt der Evangelist Johannes nicht nur, dass Jesus die Händler und Wechsler aus dem Tempel vertrieb, sondern auch wie das geschieht: Der Meister machte sich eine Geißel aus Stricken (ποιήσας φραγέλλιον ἐκ σχοινίων).

Markus und Lukas variieren das Geschehen des Hinauswurfs zusätzlich auf ihre Weise.  Sie schreiben davon, wie Jesus im Tempel damit b e g o n n e n  hätte, alle Händler hinauszuwerfen (ἤρξατο ἐκβάλλειν). Diese Wendung lässt uns aufhorchen: Als ob Jesus mit der Austreibung der Wechslerdämonie gar nicht fertig geworden wäre? Der Hinauswurf dieser Wichte, welche sich im Tempel offenbar im Laufe der Zeit und ihres Kultes haben einnisten können, ist wohl offenbar noch vollem Gange? Und dauere bis in unsere Tage an? Wie dem auch sei: Was nicht in den Tempel und sein Umfeld gehört, gehört tatsächlich hinausgeworfen.

Das obige Bildnis stammt aus der Kirche in Judenbach. Judenbach liegt auf der Höhe jener alten Handelsstraße, die über den Rennsteig von Nürnberg nach Leipzig führte. Geschichten des Alten und Neuen Testaments sind auf dem Höhepunkt dieses Weges und seiner Kirche mit Hilfe von vierzig Bildern an den Kassettenfeldern der hufeisenförmig ringsumlaufenden Empore  zu betrachten.

Der Beginn der Tempelreinigung hat also schon in Jesu Tagen begonnen, scheint ein langer Prozess zu sein und zieht sich bis in unsere Zeit. Es sind zwölf Händler, denen die Geißel gilt. Die Geißel Jesu ist linksdrehend. Und der Meister Linkshänder. Man kann es deutlich sehen ...

Autor:

Matthias Schollmeyer

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