Hiob
aus dem Lande Uz

William. Blake - Hiob

Einst wohnt’ im Lande Uz ein Mann,
der einem wirklich leid tun kann.
Uz wird als Ort nicht oft genannt,
doch Hiob, der blieb uns bekannt.

Zuerst - da war er ziemlich reich,
doch folgt das Gegenteil sogleich.
Im Himmel nämlich gab’s ne Wette,
wer nämlich Recht von beiden hätte:

Gott selber so mit Satan stritt,
ob Hiob fromm blieb - oder nit.
Der Satan sprach, er bleibt nur fromm,
solang er was von Gott bekomm.

Wenn aber Unbill ihn erreiche,
folgt draus, dass er vom Weg abweiche.
So zwang der Satan Gott in's Wagen,
die Seele Hiobs zu bejagen.

Der HERR in englischer Geduld
die Sache nicht verhindern wollt.
Er sagte „Ja”. Das Spiel sofann -
mit harter Konsequenz begann.

Grad alles schien zu sein im Lote,
da naht ein erster Unglücksbote.
Verkündet den Totalverlust
der Ernten laut mit großem Frust.

Nicht, dass das wäre schon genug -
Schlechtbotschaft kam nun Zug um Zug.
Am Schluss traf's alle irgendwie,
nicht nur die Menschen - auch das Vieh.

Darob war Hiob nicht erfreut,
doch fand er Antwort für die Leut:
„Der Herr, der’s gab, der hat’s genommen.”
So sang er nach der Art der Frommen.

Der Satan lachte sich ins Fäustchen
mit Großmutter im Höllenhäuschen.
Hat er sein Ziel nun gar erreicht,
wenn Hiob nicht vom Weg abweicht?

Im weiteren Experiment
erlaubte Gott - wer’s noch nicht kennt,
der lese in der Bibel nach,
der Menschheit großem Almanach -

dass Satan Hiobs Leib antaste,
empfindlich ihn mit Krankheit fasste.
Bald saß der in der Asche nun
und hat nichts anderes zu tun,

als sich zu kratzen mit ´ner Scherbe
dass nicht der Juckreiz ihn verderbe.
Das Weib, es sprach zu seinem Mann:
„Ach, wie man nur so dumm sein kann:

Es ist kein Gott, wenn du musst leiden.
Schwör ab und lass uns werden Heiden.”
Doch Hiob tadelt seine Frau:
„Die Dummheit spricht aus dir genau.”

Die Frage steht bis heut noch an
und also denke jede(r) dran :
Der Prüfstein wahrer Religion
ist Glaube o h n e jeden Lohn.

Zurück zu Hiob, der nun sitzt
und über seinem Schicksal schwitzt.
Es kommen Freunde ihn besuchen.
Die sitzen auch. Kein Tee. Kein Kuchen …

Erst schweigt man lange. Doch sodann
fängt jeder ihn zu trösten an.
Kennt ihr die alte Theorie?
Die Drei verkünden sie allhie:

„Freund Hiob, du hast Mist gebaut -
darum traf Strafe deine Haut.
Geh in dich, schaue tief hinein -
da drinnen muss ein Fehler sein.

Mit Schuld bist du gewiss beladen.
Nun traf dich Strafe ohne Gnaden.
Hast du versündigt dich im Falle,
trag auch die Buße!” sagen alle.

Und Hiob? Der hat protestiert
und sich dabei auch nicht geniert:
„Ich habe niemals bös getan,
mein ganzes, langes Leben lang.”

Die Freunde glaubten ihm nicht sehr
so ging es hin und geht es her.
Und endlich kam ein vierter Freund,
der hat sich mächtig aufgebäumt:

Er tadelte die ersten Drei,
fast sprach er Hiob dabei frei:
„Was Gott tut, das ist wohlgetan.
Es kommt nicht auf Beweise an.”

Zum Schluss gab’s noch den Wettersturm,
darinnen Hiob wie ein Wurm
von Gott gefragt wird allerlei -
sogar, ob er vorhanden sei.

Gott ihn examiniert, wer Sterne
aufzählen könne. Und wie gerne
die Sonne stünd' an einem Ort
und ging zur selben Zeit hinfort.

Wie lang im Meer Leviathan
ganz ohne Luft doch atmen kann.
Und lauter so spezielle Sachen,
dass Hiob schnell verging das Lachen.

Er konnte keine Antwort geben -
und das war grad die Antwort eben!
Als Hiob merkt, man kann nichts machen,
gab Gott zurück ihm seine Sachen.

Der Satan schämt sich heute noch
und fuhr zurück ins schwarze Loch.
Von dort aus aber will verführen
er uns mit allerlei Allyren.

Doch weil wir kennen Hiob nun
da werden wir den Deibel tun!
Vertrauen Gott und seinem Wort -
und geh'n nicht von der Kirche fort.

Postscriptum noch zum nota bene
- und dass ich's hier nur schnell erwähne -
es änderte sogar sein Weib
die Meinung sich zum Zeitvertreib.

Es wurde so wie ehedem -
Herr Hiob lebte angenehm.
Als Letztes haucht er müd’ und matt:
„Zwar sterb ich jetzt - doch lebenssatt!”

Das ist der Schluss für heut, ihr Lieben.
Die Bibel hat's uns aufgeschrieben.
Zur Unterhaltung und zur Lehre,
dass sich die tolle Welt bekehre.

———-
nach Art der mittelalterlichen Bänkelgesänge (die 4.Zeile jeder Strophe wird von den Zuhörern jeweils respondiert)

Autor:

Matthias Schollmeyer

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