Hubertus und Akteon
zum 3. November

Und wieder musste er hinaus zum Jagen,
so ging es lange schon - seit Jahr und Tag.
Hubertus heißt der Mann. Wir woll’n es wagen,

sein Schicksal zu betrachten, Schlag auf Schlag:
Als Knabe schlief er immer in dem Raume,
wo Bogen, Spieß und scharfe Armbrust lag.

Auch ein Gemälde, wie aus bösem Traume -
zeigt Akteon, verwandelt als ein Hirsch,
und seiner Hunde Meute, Schaum am Maule,

zerrissen ihren Herrn, weil auf der Pirsch
beim Bad Diana er gesehen hatte -
der Wälder Göttin, nackt wie eine Kirsch’.

Die flucht erschrocken ihm von grüner Matte:
"Es wachs dir ein Geweih - und werd zum Tier!"
Als seine Hunde stöbern unterm Blatte,

verkannten sie die menschliche Manier,
sie zerr'n als Beute ihren Herren zur Erden
bis dass zerfleischt er lag von ihrer Gier.

Der Knabe träumt davon mit viel Beschwerden
und schwört bei Gott: „Mir soll es anders werden!”

Und deshalb stellt als Fürst im hohen Norden
er allem nach: Dem Wolf, dem Hirsch, dem Schwein -
und müsste er Diana selbst ermorden,

das Weidwerk ließ Hubertus nie mehr sein ...
An einem schönen Tag - genau wie heute -
drang in den Hain besonders tief er ein.

Verlassen von der treuen Treiber Meute
verrennt er sich im finster dichten Wald -
es finden wochenlang ihn nicht die Leute.

Doch kam er auf die Spur von jenem Wild,
das alle Jäger suchen, weil es ihnen
als heilig und unüberwindbar gilt.

Bestimmt ist's dir auch schon im Traum erschienen ...
Für Hubert trat als Hirsch es aus dem Wald;
auf hoher Stirn ein goldnes Kreuz geschrieben.

Des Tieres Stimme menschlich geht und hallt:
„Hubertus, lasse ab von deiner Suche -
du fandest Christus. Mich in Hirschgestalt.

Bau eine Kirche mir hier bei der Buche!”
So ward erlöst Hubertus von dem Fluche.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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