Gold und Silber hätt‘ ich gern
könnt es gut gebrauchen

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„Gold und Silber hab ich nicht.“ In der Mitte des Wunders steht dieser Satz. Warum erwähnt Petrus die beiden Metalle? Silber und Gold sind Symbole der kosmischen Ordnung: Gold als Metall der Sonne, rein, unveränderlich, strahlend; Silber als Metall des Mondes, wandelbar, spiegelnd. In der Alchemie bedeutete Gold die Vollendung - und Silber die vorbereitende Reinigung. Mit anderen Worten: Petrus sagt: „Ich habe keine Münzen, mit denen ihr euer Dasein verwaltet. Ich habe etwas, das über Sonne und Mond hinausgeht: den Namen des Auferstandenen.“ Das bedeutet: Das Leben wird nicht durch den Tausch von unedlen Stoffen in edlere, sondern durch die Kraft, die aus der Auferstehung Jesu kommt, bedeutsam. Für den Gelähmten aus Apostelgeschichte 3, der an der Tempelpforte um Geld bettelt, lautet ein bekannter Satz, den er sicher oft gehört hat: „Heute nicht“, „leider nichts dabei“. Doch diesmal kommt es anders. Das „Gold und Silber hab ich nicht“ wird zur Brücke zu einem anderen Haben: „Was ich habe, gebe ich dir – im Namen Jesu Christi - steh auf und geh umher!“ Und so geschieht es. Der Gelähmte steht auf, geht, springt, lobt Gott. Das ist ein Schlag ins Gesicht der bürgerlichen Religionsökonomie. Deren System läuft, solange der Bettler brav seine Rolle spielt: Hand aufhalten, Kopf senken. Und sein Elend wird versorgt. Petrus nun ist der Zerstörer dieses Arrangements. Keinen Cent gibt es – aber den Satz, der das Koordinatensystem sprengt. Der Gelähmte wird nicht länger verwaltet, er wird verwandelt. Die Kraft liegt dabei nicht bei den Aposteln. Petrus wehrt jede Missdeutung ab: „Ihr schaut auf uns, als hätten wir bewirkt, dass dieser Mann gehen kann?“ Nein. Es ist der Allmächtige; Glaube an seinen Namen hat Heilung ermöglicht. Ein Zeichen ist es dafür, dass der Auferstandene lebt und dass seine Kraft wirkt. Damit tritt der ehemals Gelähmte in den Tempel ein.
Ein Lied von August Schnezler (1809-1853) singt von der Sehnsucht irdischen Glücks. „Gold und Silber hätt ich gern,/ Könnts auch gut gebrauchen, / Hätt ich doch ein ganzes Meer, / Mich hinein zu tauchen.” Franz Lehárs Walzer Op.79 (Gold und Silber) hat die Idee aufgenommen. Im Kontrast dazu der Apostel: Keine Münze. Stattdessen ein Name und eine Bewegung, die den Menschen vom Boden erhebt und auf die Beine stellt.
Operetten und Wiener Lieder sind schön. Sie sind willkommene Unterhaltung. Und erfreuen uns im unerbittlichen Kreisel des Begehrens. Das Evangelium samt der Apostelgeschichte dagegen ist eine Unterbrechung. Sie entzieht dem Begehrenden das Objekt und schenkt ihm als neuem Menschen eigene Subjektivität. Nun - es wäre falsch, zu behaupten, Gott rette mit solchen Geschichten die Welt. Tut er nicht. Er beendet nicht Armut und Krankheit im Ganzen. Aber diese Geschichte, die morgen der Predigttext sein wird, verändert unsere Sicht auf die Welt. Das Wesentliche ist nicht im Glanz von Gold und Silber zu finden. Es muss noch etwas ganz anderes geben. Etwas, das uns mit Christus verbindet.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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