Außenseiters Ansichten
Geburtstagsgabe (12)

Luther hat Geburtstag. Kommt und singet alle mit. Wünscht Gesundheit und viel Glück. Heute das Stinktier - oder der Skunk.

Ich schäme mich ja so für all meine Brüder und Schwestern, die mit ihren Briefen den Luther geschmäht haben. Ich dagegen - Eure Olibanisa - will ein wirkliches Loblied auf ihn singen. Auch die Hyäne stimmt sicher gern mit mir ein, wie sie eben beteuert, oder deute ich ihr zustimmendes Nicken falsch? Und die Taube ist ebenfalls in meiner Nähe … Hallo, Freunde!

Es ist Mode geworden, den großen Geistern böse Dinge nachzusagen. Keiner ist in den Augen der Kleinlichen groß genug, dass er Gnade fände vor den Augen ihrer beleidigten Nörgelei. Ich zum Beispiel muss das immer und immer wieder am eigenen Leibe erfahren. Als Besitzerin eines wunderbar weichen und glänzenden Felles werde ich nie zum Thema gemacht. Aber meiner kleinen Afterdrüse wegen, in der sich zugegebenermaßen ein wenig nicht gerade sonderlich angenehm duftendes Schmalz sammelt, das ich zur Abwehr derer, die meinen Pelz wollen, ziemlich zielgenau versprühen kann, wird meiner gehöhnt, meine Sippe verspottet und werden wir alle ganz und gar unmöglich gemacht.

So ist es auch mit dem Luther. Da wettert man gegen ihn, weil er die Fackel an die Hexenscheiterhaufen legen wollte. Ja sicher doch, - das waren auch ganz böse Frauen mit extrem zerstörerischen Gewaltphantasien. Da schimpft man ihn, weil er die Türkengefahr benannt hat und deren krummsäbelige Kampfheere für eine Gefahr des Reiches ansah. Recht hatte er aber doch! Sehet nun selbst, wie es heute um Nordafrika und manche Ecken Europas steht! Und anderes mehr noch, wovon ich lieber gar nicht anfangen will. Ihr würdet mich dann nur um so mehr wieder Stinktier nennen … Stichwort Bauernkrieg. Ja, ja - da mault man herum, dass der Wittenberger den Mühlhausener (ich meine Thomas Müntzer) getadelt habe. Hat er auch. Ist es denn aber auch eine Art, die Bauern gegen die Obrigkeit aufzuhetzen, wie dieser Mann davon nicht abließ? Jan Hus, den friedlichen Geist der Böhmen, den hat der Luther doch geschätzt? Na also!
Ebenfalls wirft man dem Reformator vor, er hätte zu viele Thesen geschrieben, zehn hätten auch ausgereicht. Ja - wem zum Thema Gnade und Verdienst mehr als genug einfällt, der kann eben auch mehr schreiben. Man schilt ihn ebenfalls darum, dass er seine Kinder verdroschen hat. Ja - mein Gott, das war damals halt so üblich, und das werden schon besondere Früchtchen gewesen sein. Schließlich, dass er die Kirche zerstört hat. Nun das ist geradezu infam. Die war ja vorher bereits zerstört, - die Borgias hatten es darin sehr weit gebracht. Sonst noch was?

Luther jedoch hat die Kirche erneuert, und das Rad noch einmal gewaltig in die Vergangenheit zurückzudrehen können. Preis, Ruhm und Lob ihm dafür. Das ist seine Leistung. Er war ein Fuchs, dieser Mann. Mit dem Gottvertrauen einer Taube. Deshalb hat dieses mir hochbefreundete Mit-Tier auch neben meinem ihr eigenes Krallensiegel beigedrückt.

Ganz die Eure
Olibanisa

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alle Tierbriefe hier.

Autor:

Matthias Schollmeyer

Webseite von Matthias Schollmeyer
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