der andere Geburtstag am 10.11.1759
Friedrich Schiller - heute 263 Jahre alt

Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller (* 10. November 1759 in Marbach am Neckar; † 9. Mai 1805 in Weimar)
  • Johann Christoph Friedrich Schiller, ab 1802 von Schiller (* 10. November 1759 in Marbach am Neckar; † 9. Mai 1805 in Weimar)
  • hochgeladen von Matthias Schollmeyer

Man vergisst es meistens - und staunt dann, wenn andere einen daran erinnern. Mit Luther hat heute auch Friedrich Schiller Geburtstag - geboren am 10.11.1759 in Marbach. Von Schiller ist bekannt, dass er mit Hilfe der Ästhetik das Menschengeschlecht hat erziehen lassen wollen. Jeder mag für sich entscheiden, ob der Vorsatz bereits eingelöst werden konnte oder eher noch auf seine Verwirklichung harren muss. Innerhalb der Friedensdekade an das Gedicht von der Glocke zu erinnern - ist nicht ganz abwegig. Der gesamte Herstellungsprozess der Glocke wird von Schiller hergenommen, um das menschliche Leben in der Gemeinschaft einer Familie, eines Hausstandes und des Staatswesens zu beschreiben. An dieser Stelle sollen wieder einmal die von den Revolutionen handelnden Verse uns kurz und schmerzhaft in Erinnerung gerufen werden. Wir sind unmittelbar an dem Punkt des Fertigungsprozesses angekommen, an dem das geschmolzene Metall darauf wartet - sich aus dem Glutbottich zu befreien und in die neue Form zu strömen ...

Der Meister kann die Form zerbrechen.
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit;
Doch wehe, wenn in Flammenbächen
Das Erz sich glühend selbst befreit!

Blindwütend, mit des Donners Krachen,
Zersprengt es das geborstne Haus,
Und wie aus offnem Höllenrachen
Speit es Verderben zündend aus.

Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten;
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.

Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!

Da zerret an der Glocke Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt.

Freiheit und Gleichheit! hört man schallen;
Der ruh’ge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher.

Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz;
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.

Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu;
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.

Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn;
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.

Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden,
Und äschert Städt’ und Länder ein.

Friedrich Schiller (Lied von der Glocke)

Autor:

Matthias Schollmeyer

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