Reliquien
aus echtem Papier

„Der als Täufer bekannte Johannes war ins Gefängnis geworfen worden. Dort ging es ihm den Umständen entsprechend. Er hatte, ähnlich wie schon damals Joseph beim Pharao, eine Sonderstellung einnehmen können. Weisheit, Erzählgabe und ein Respekt gebietendes Äußeres - wenn Ihr wisst, was ich meine. Der König Herodes mochte den Mann eigentlich und hatte noch viel mit ihm vor. Er wollte nämlich Johannes als Undercover aufbauen, und ihn als Kopf einer Art spätantiker Mossad-Geheimpolizei für besondere Einsätze außerhalb Jerusalems ausbilden lassen. Es kam aber alles anders. Die Wege des HERRN - sind unergründlich.

Salome, die Tochter der sattsam bekannten Herodias, tanzte eines Tages (oder besser wohl zur Nacht) vor dem König. Wein war geflossen, Parfüme entfalteten ihre Wirkung und die Beleuchtung tat ein Übriges. "Wünsch dir was, ich geb es dir" lallt der König. Nach kurzer Unterredung zwischen den beiden Frauen wird der Kopf des Täufers gefordert - serviert auf einem silbernen Tablett. Herodes lässt den Scharfrichter kommen, der schleift noch einmal den Säbel und schon geht es zur Sache. Johannes wird in den Exekutionsraum des Verlieses geführt und hat einen Wunsch frei.

„Ich möchte die Schärfe des Schwertes vorher prüfen" sagt er. Der Scharfrichter, ein gewisser Abu Grain, reicht ihm stolz das Werkzeug zur Begutachtung - erhält es aber nicht zurück, weil sein Kopf im nächsten Sekundenbruchteil schon am Boden rollt. Die Köpfe der beiden zu gegen weilenden Sekundanten, deren Namen nicht überliefert sind, ebenfalls. Das Schwert war also gut geschliffen. Johannes setzt einen der drei malträtierten Köpfe mit der Nase nach unten auf das Tablett und entkommt ohne große Schwierigkeiten aus dem Gefängnis, die Schlüssel hat er mitgenommen. Der Kopf wird aufgefunden, und serviert, man schaut nicht so genau hin wessen Kopf das nun ist, denn wer will schon am späten Abend mit blutverschmierten Häuptern sich näher abgeben, wenn so viele nette Köpfchen sich im Takt der Musik einander zunicken.

Erst am nächsten Morgen kommt der Schwindel heraus. Und noch einige Köpfe werden abgeschlagen, damit die Geschichte sich nicht verbreiten kann. Herodes schüttelt den Kopf. So what!
Johannes aber lebt, zieht sich ins Innere der Wüste zurück, isst wieder Honig und Heuschrecken und hüllt sich in Felle von Dromedaren. Herodes versucht noch einmal, Verbindung zu ihm aufzunehmen, Ihr erinnert Euch, - der Mossad sollte aufgebaut werden. Johannes aber versteht es, sich solchen Dingen fern zu halten. Er wandert nach Indien aus und schreibt dort die Johannesakten, Texte mystischen Inhalts und philosophische Spekulationen ganz eigener Art.

Manchmal übt er sich auch in der Schwertarbeit und köpft, einem fröhlichen Knaben gleich, Disteln und Dornen. Manche sagen, er ernte sie ... Andere meinen, er führe eine besondere Kunst aus. Was Johannes selber dazu sagt, - solches ist im Gegensatz zu dieser wahren Geschichte, welche Ihr heute hier lesen durftet, nicht überliefert worden.“

———
PS: Obiger Text samt Bildnis des übenden Johannes stammen aus den Algorithmen der KI von BING. Leute, behaltet Eure Papier-Bücher. Denn wenn das Kulturgut der Menschheit samt ihrem innersten Wort der KI anvertraut wird, kommen dabei zwar interessante Geschichten heraus, aber zumeist nur als kuriose bzw. verfremdende Antitexte. Die Unbeugsamkeit der wirklich biblischen Überlieferung bleibt den Papierbüchern vorbehalten.  Papier ist der Stoff, aus dem die Reliquien der Zukunft bestehen werden. 

Autor:

Matthias Schollmeyer

Webseite von Matthias Schollmeyer
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