»Glaube ist keine Privatsache«

»My Dom is my home«, frei zitiert nach dem früheren Domprediger Giselher Quast, so empfindet es auch Stephen Gerhard 
Stehli. Der Verwaltungsjurist ist Vorsitzender des Gemeindekirchenrats und des Domfördervereins. | Foto: Victoria Kühne
  • »My Dom is my home«, frei zitiert nach dem früheren Domprediger Giselher Quast, so empfindet es auch Stephen Gerhard
    Stehli. Der Verwaltungsjurist ist Vorsitzender des Gemeindekirchenrats und des Domfördervereins.
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Stephen Gerhard Stehli ist seit 20 Jahren in der Landesverwaltung für Kirchenfragen zuständig

Von Willi Wild

Ein New Yorker in Magdeburg« stand über ihn in der »Volksstimme«. Stephen Gerhard Stehli lacht und sagt: »Ja, klar, vom Broadway zum Breiten Weg.« Stehli ist tatsächlich in New York geboren und hat dort über 12 Jahre gelebt. Allerdings nicht in Manhattan, sondern in Queens auf Long Island. Seine Eltern, deutsche Auswanderer, betrieben dort eine Eisdiele.
Die Teenagerzeit verbrachte Stehli im Sauerland. Danach ging es zum Jurastudium nach München, Bonn, Genf und London, bis er schließlich in Magdeburg landete. Klingt wie ein Abstieg, nicht so für den Verwaltungsjuristen Stehli: »Magdeburg war eine der vier großen Metropolen des Mittelalters: Konstantinopel, Rom, Paris, Magdeburg. Weder London noch New York oder Bonn haben einen Dom wie in Magdeburg. Saint Patricks in New York ist schön, der Magdeburger Dom ist einmalig.« Er muss es wissen. Als Vorsitzender des Gemeindekirchenrats hat er die Schlüssel zum Dom. Seit zwanzig Jahren ist er zudem Vorsitzender des Domfördervereins. »My Dom is my home«, zitiert Stehli den früheren Domprediger Giselher Quast.
Seine juristische Kompetenz, Organisationstalent und die Fähigkeit zur freien Rede kommen ihm dabei entgegen. Ein Mann mit diesen Talenten ist natürlich gefragt. Seine Freizeit ist den unzähligen Ehrenämtern vorbehalten. Dafür hat er kurz nach dem
50. Geburtstag auch das Bundesverdienstkreuz bekommen. Das war vor fünf Jahren. Gremienarbeit liegt ihm einfach. Ob als Präses der Kreissynode, seit 24 Jahren als Regionalvorstand der Johanniter Unfallhilfe oder als Vorsitzender der Steuben-Schurz-Gesellschaft. Er ist Kurator am Domgymnasium, bei der Evangelischen Johannes-Schulstiftung und der Schulstiftung der EKM. Daneben organisiert er Reisen für die Domgemeinde ins Heilige Land. »Ich bin kein großer Sportler, also betätige ich mich in meiner Freizeit anderweitig.«
Stehli kann auch predigen und hat sich dafür qualifiziert. Seit 16 Jahren hat er einen Predigtauftrag als ordinierter Prädikant im Kirchenkreis Magdeburg. Mindestens zwölfmal im Jahr steht er auf der Kanzel. Eine Vermischung mit seinem Amt als Verwaltungsjurist für Kirchenfragen im Bildungsministerium Sachsen-Anhalt sieht er nicht. Er unterscheidet klar: »Ich bin weder der Mann der Kirche im Ministerium noch umgekehrt. Ich bin ich, klar abgegrenzt, in meinem jeweiligen Umfeld und Aufgabenbereich.« Aus seinem Glauben und seiner christlichen Überzeugung macht er allerdings auch im Ministerium keinen Hehl. Er rede selbstverständlich mit den Kollegen über den Glauben. Das sei für ihn ganz normal. »Glaube ist nämlich keine Privatsache«, so Stehli.
Er habe zwar eine private Beziehung zu Gott, aber Glaube und Christsein sei öffentlich. Niemand sei gezwungen, sich einer religiösen Veranstaltung zu unterziehen, aber keiner habe einen Anspruch darauf, von Glaubensdingen ferngehalten zu werden. Außerdem begegne man dem Glauben auf Schritt und Tritt, vom Kreuz auf dem Kirchturm bis hin zum »Wort zum Sonntag« im Fernsehen. Stehli hält nichts von der Verbannung des christlichen Glaubens ins stille Kämmerlein: »Ich spreche grundsätzlich in der Kantine ein Tischgebet.«
Bisher hat man ihm diese direkte Art nicht übel genommen, im Gegenteil. Bei der Wahl zum Magdeburger des Jahres ist er auf Platz 2 gelandet. »Das macht mich rasend stolz, dass man einen Kerl wie mich, aus Westdeutschland, gewählt hat.« Seinen Beruf und die Ehrenämter sieht Stehli durchaus als göttliche Berufung an. Er sei durch den Herrn im Himmel und seine Mutter auf Erden gesegnet worden. »Ja, und das bringe ich dann ein, wie es so schön heißt.«

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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