Nachruf auf KMD Günther Hoff
Ein leidenschaftlicher Musiker

Günther Hoff bei einer Chorprobe | Foto: Universitätschor Magdeburg
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Der Magdeburger Domkantor und Kirchenmusikdirektor Günther Hoff starb am 26. November in der Elbestadt. Mit seinem Wirken prägte er die Musikgeschichte in Magdeburg sowie viele Sängerinnen und Sänger nachhaltig. Der Domprediger im Ruhestand Giselher Quast würdigt das Wirken Günther Hoffs:
Günther Hoff wuchs in Gernrode im Harz auf. Die Frömmigkeit seines Elternhauses war maßgeblich vom Diakonissenmutterhaus Neuvandsburg in Elbingerode bestimmt, wo sein Vater auch als Laienprediger und Posaunenmissionar wirkte. Nach dem Studium der Kirchenmusik in Halle übernahm Günther Hoff 1951 die Stelle des Kantors an der Stiftskirche in Gernrode. Maßgebliche musikalische Prägung erhielt er durch Herbert von Karajan, bei dem er einen Meisterkurs im Dirigieren absolvierte, und Kreuzkantor Rudolf Mauersberger aus Dresden, dessen gottesdienstliches und liturgisches Chor- und Klangideal er auf die Möglichkeiten seiner Chöre übertrug. In kürzester Zeit gelang es ihm, aus mehreren kleinen Chören, die er gründete oder übernahm, eine Sängerschar für die ganz großen Werke der Kirchenmusik zu bilden. Mit ihnen führte er die bedeutendsten Werke von Bachs Matthäuspassion bis zu Frank Martins Oratorium „Golgotha“ auf. Die Landeskirche Anhalts würdigte seine Leistungen mit dem Titel Kirchenmusikdirektor.

Wechsel nach Magdeburg

1969 wurde Günther Hoff als Domkantor an den Magdeburger Dom berufen. Ein viertel Jahrhundert lang leitete er den Domchor und hat die Kirchenmusik in Magdeburg maßgeblich geprägt. Die feste Tradition der Magdeburger Dom-Musiken, der Bach-Tage des Magdeburger Domchores, die nicht immer unproblematische Mitwirkung eines Kirchenchores bei den Telemann-Festtagen und die Synagogalkonzerte mit Oberkantor Estrongo Nachama aus Berlin gehörten ebenso wie die Orgelkonzertreihen namhafter Organisten auf der 1969 neu errichteten Chororgel des Domes zu den wichtigen Kulturerlebnissen der Stadt vor und nach der Wende. Dabei war sein Repertoire breit gefächert. Neben den Hauptwerken der barocken Kirchenmusik waren es vor allem die Romantiker, die er aufführte. Das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms und das „Stabat Mater“ von Antonin Dvořák waren Referenzaufführungen für seine Zeit. Aber auch das Aufgreifen englischer Chormusik mit dem „War Requiem“ von Benjamin Britten, die Aufführung des Friedensoratoriums „El pessebre“ von Pablo Casals und Ausflüge in die Moderne mit einer latein-amerikanischen Beatmesse zeugten von seiner großen Experimentierfreude.
Doch nicht nur die große Form war ihm wichtig. Das sonntägliche Gottesdienstsingen, selbst noch in den Ferien in kleinster Besetzung, war für ihn das A und O der Kirchenmusik. Die Domgemeinde dankte ihm dies mit großer Anhänglichkeit und Treue. Noch prägender aber war die Persönlichkeit Günther Hoffs. Generationen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hat er durch sein mitreißendes musikalisches Talent, seine begeisternde Motivation, seine Frömmigkeit und seinen Verkündigungsanspruch für das ganze Leben geprägt! Dabei war ihm immer sein Auftrag als Verkündigungsmitarbeiter zutiefst wichtig: mit den Mitteln der Musik das Evangelium mit seinem Trost und Anspruch unter die Menschen zu bringen. Gerade zu DDR-Zeiten mit ihrer anti-kirchlichen Propaganda war der Domchor für viele junge Menschen ein Refugium vor staatlichen Ansprüchen und Schikanen. Günther Hoff versuchte als Mitglied der Blockpartei CDU immer wieder alles für seinen Chor und die Konzerte zu ermöglichen, bis hin zu einer Reise nach Holland, die 1988 genehmigt wurde. Vor der Wende wurde er in Anerkennung seiner Leistungen mit dem Kunstpreis der DDR und dem Kunstpreis der Stadt Magdeburg ausgezeichnet.

Ehrung und Neuanfang

1993 erfüllte er sich einen Lebenstraum und reiste mit dem Domchor nach Israel, wo schon seine Tante als Missionarin gewirkt hatte und wo sein Engagement für die jüdische Synagogalmusik einen Höhepunkt erlebte. Ein wichtiger Zweig seiner kirchenmusikalischen Tätigkeit schließlich war seine Arbeit mit Posaunenchören. Viele Magdeburger und Durchreisende haben in Erinnerung, wie er am Vormittag jedes Heiligabends in der großen Halle des Hauptbahnhofs mit Pauken und Trompeten musizierte und die Weihnachtsfreude mitten in die Stadt trug. Die Stadt Magdeburg dankte ihm nach der Wende zweimal mit einem Eintrag ins Goldene Buch. All diese große Arbeit hätte Günther Hoff nicht leisten können ohne die unermüdliche Mitarbeit seiner Ehefrau Dorothea Hoff und seiner Kinder, die nicht nur Domchorsänger waren, sondern zum Teil selber Musiker geworden sind.
Nach seinem Ausscheiden aus dem kirchlichen Dienst war es Günther Hoff noch einmal vergönnt, sein ganzes musikalisches Talent in den Dienst des 1993 neu gegründeten Universitätschores zu stellen, den er zu einem leistungsfähigen Ensemble ausbaute. Mit ihm führte er wieder große Werke der Kirchenmusik auf wie das Weihnachtsoratorium von Bach, diesmal in Zusammenarbeit mit der Theaterballettschule, die „Schöpfung“ von Haydn, den „Messias“ von Händel und zu seinem Abschied 2008 noch einmal das „Stabat Mater“ von Dvořák.
Mit Günther Hoff verlieren die Kirchenmusik und die Stadt Magdeburg einen der ganz großen, leidenschaftlichen Musiker, die immer getrieben waren, ihren Auftrag zum Lobe Gottes mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auszuführen. Möge Gott sein Gedächtnis zum Segen setzen.

Autor:

Angela Stoye

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