Freitag, vor eins...
Unsere Seite 1 - Haltet die Bibel hoch

Seite 1 von G+H vom  7. Juni 2020 (Trinitatis) | Foto: G+H
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Immer wieder ist die Rede davon, dass es sie überall gibt - in der Familie, unter Freunden, im Bekannten- und Kollegenkreis. Personen, die menschenverachtende Äußerungen und Handlungen gutheißen, die Andersfarbige und Flüchtlinge „Pack“ nennen, amerikanische Verhältnisse bezüglich der Waffennutzung und der Rolle der Polizei herbeisehnen, die einfach jeden „abknallen“ würden, der ihnen warum auch immer nicht passt.

Ja, auch ich habe solche Menschen in meiner Familie, unter meinen Facebook-Freunden. Und ich finde es unerträglich wie sie diesbezüglich denken und reden. Ablehnung gegenüber jemanden, der anders denkt, lebt und aussieht ist kein Problem irgendwo in den USA. Es ist auch eins unserer Gesellschaft.  Viel zu viele gibt es hier wie dort, die glauben, Rassismus sei doch gar kein Problem (mehr).  Rassismus sitzt tiefer als wir denken. Er kommt nicht immer laut pöbelnd oder so offensichtlich wie in Halle daher, wo in der vergangenen Woche die reform-jüdische Synagogengemeinde einen Brief mit rechtsextremem, antisemistischem, beleidigendem Inhalt erhielt, auf dem zudem ein Hitlerporträt prangte. Rassismus ist oft  unscheinbarer als dass wir ihn manchmal überhaupt benennen können.  

Aber wer, wenn nicht wir Christen müssen dafür einstehen, dass jeder Mensch die gleiche Würde hat. Egal, wo er herkommt, wie er aussieht, was er einmal gesagt oder getan hat. Wenn es in Psalm 8, Vers 5 heißt, Gott hat den Mensch „wenig niedriger gemacht“ als sich selbst und mit “Ehre und Herrlichkeit gekrönt“, dann gilt das nicht nur für Weiße oder Deutsche. „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin“, aus Psalm 139 darf jedes Geschöpf Gottes beten und genau so haben wir jedes Gegenüber zu behandeln.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, sagte gestern in einem Video, ihn beschäftige das Bild des US-Präsidenten Donald Trump, der sich inmitten der anhaltenden Proteste gegen tödliche Polizeigewalt und Rassismus vor einer Kirche mit hochgehaltener Bibel fotografieren ließ. «Ich wünsche mir viele Menschen, in den Vereinigten Staaten und bei uns, die die Bibel hochhalten», sagte Manfred Rekowksi und präzisierte was er damit meint: Die Bibel halte man hoch, indem «man einander achtet, indem man aufeinander zugeht, indem man Menschen, die anders sind, akzeptiert, ihnen die gleiche Würde zubilligt, die man selber hat, indem man Brücken baut.»

Wir sollten die Bibel öfter mal wieder hochhalten, ja sie überhaupt erst mal wieder zur Hand nehmen und darin lesen, wie wir eigentlich anderen begegnen sollen und was Gott Gutes über jeden einzelnen Menschen von uns denkt.
Wir sollten die Bibel öfter mal hochhalten, indem wir dann auch nach dem Gelesenen handeln - beherzt, zupackend. Indem wir unsere Stimme für die Schwächeren und Ausgegrenzten erheben, nicht wegsehen oder schweigen.
Und wir sollten die Bibel öfter mal den Menschen hinhalten, die sich Christen nennen und trotzdem Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Aussehens, ihrer Lebensweise verurteilen und ausgrenzen.

Neben der Bibel als Wochenendlektüre darf natürlich auch Ihre Kirchenzeitung nicht fehlen. Wir wünschen viel Freude damit.

Unsere Themen:

  • Debattiert: Margot Käßmann und Irmgard Schwaetzer äußern sich zu der Frage, ob Ältere zugunsten Jüngerer verzichten sollen.
  •  Versteuert: Eine neue Regelung betrachtet Kirchengemeinden als Unternehmer. Was das für den Gemeindealltag bedeutet.
  • Gelesen: Die Evangelische Akademie Thüringen wollte wissen zu welchen Büchern die Menschen während des Lockdowns griffen.

Außerdem:

  • Gefeiert (1): Ruth Bredenbeck wird in diesem Juni 60 Jahre alt - und gründete vor zehn Jahren die Thüringer Gartenakademie. Ein Gespräch über Garten, Glauben und Naturwissenschaften.
  • Gefeiert (2): Lange geplante Hochzeiten verlaufen in diesen Tagen wohl anders als geplant.
  • Gefeiert (3): Das Trinitatisfest kommt oft zu kurz. Als Ausdruck der Ökumene sollte ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

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Autor:

Mirjam Petermann

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