Was Luther mit unserem Verständnis von Arbeit zu tun hat

Mein Beruf und ich: Die Ausstellung »Berufungsfabrik« lädt zur Reflexion ein. | Foto: epd-bild

Interaktiv und erlebnisorientiert: Ausstellung »Die Berufungsfabrik« lädt Besucher zur Reflexion ein

Martin Luther hat den Beruf erfunden. Zwar nicht als Erster, aber durchaus pointiert. Seiner Überzeugung nach folgten nicht nur Priester und Obrigkeiten bei der Berufswahl ihrer Berufung, sondern alle Menschen. Was ist daraus geworden? Hat Beruf auch heute noch etwas mit Berufung zu tun? Spielt der Dienst am Nächsten in der Arbeitswelt eine Rolle? Und wo finden Menschen Sinn in ihrem Leben?
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der interaktiven, erlebnisorientierten Ausstellung »Die Berufungsfabrik« auf der Weltausstellung Reformation in Wittenberg. Der Mönch und Reformator ging sogar so weit, Erwerbsarbeit als eine Form von Gottesdienst zu bezeichnen. »Dadurch hat er auch einfachen Arbeiten Würde verliehen«, sagt Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das das Ausstellungskonzept entwickelt hat – gemeinsam mit dem Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik, dem Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt (KWA), der Hans-Böckler-Stiftung und der Stiftung Sozialer Protestantismus.
Noch bis zum 10. September geht es in der Berufungsfabrik darum, sich selbst als Teil der Arbeitswelt zu begreifen, über gute Arbeit nachzudenken und nicht zuletzt zu erfahren, was Luther für das Ansehen von Berufen in der Gesellschaft getan hat. Neben dem Berufungsereignis durch Gott werden Themen angesprochen wie die Identifikation mit dem Arbeitsplatz, Mitbestimmungsrechte oder vertrackte Situationen aus dem Arbeitsalltag.
Luther habe das Verständnis von guter Arbeit weltweit geprägt, sagte der Theologe. Für Deutschland ergebe sich eine besondere Bedeutung: »Auch, weil sich der Zusammenhang von Beruf und Berufung im Deutschen sprachlich so deutlich abbildet.« Luthers Interpretation habe auch sozialgeschichtlich große Folgen gehabt: »In Deutschland lernt man seinen Beruf nicht nur nebenbei. Es hat eine eigene Wertigkeit und Geltung, wenn man einen Beruf hat.« Dieser habe immer auch mit der eigenen Identität zu tun.
Am Ende des Rundgangs durch die Ausstellung sind viele Besucher überrascht. Zwei Freundinnen sprechen vom Gefühl, sich neu kennengelernt zu haben, nachdem sie sich in den vergangenen 40 Jahren noch nie über ihre Anforderungen an gute Arbeit unterhalten haben. Bei einem älteren Herren werden Erinnerungen wach und er erzählt von den Einschränkungen in der DDR, wenn der Wunschberuf nicht gebraucht oder gebilligt wurde. Ein anderer wird nachdenklich, ob er wirklich den richtigen Beruf für sich gefunden hat. »Solche Gespräche machen deutlich, wie viel Power in dieser Schau steckt!«, sagt Wegner. Umso größer ist seine Freude darüber, dass die Berufungsfabrik noch in weitere deutsche Städte ziehen wird. (epd)

www.berufungsfabrik.de

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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