Diakoniechef geht in Rente

Seltener Moment: Bald hat Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg mehr Zeit, seinen Garten, »den schönsten Ort in Eisenach«, zu genießen. Am 16. Juni wird der Diakoniechef in den Ruhestand verabschiedet. | Foto: Mirjam Petermann
  • Seltener Moment: Bald hat Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg mehr Zeit, seinen Garten, »den schönsten Ort in Eisenach«, zu genießen. Am 16. Juni wird der Diakoniechef in den Ruhestand verabschiedet.
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Bilanz: Im Juli geht der Gründungsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg, in den Ruhestand. Mirjam Petermann hat mit ihm gesprochen.

Herr Grüneberg, wissen Sie schon, wie Ihr Ruhestand aussehen wird?
Grüneberg:
Ich will den Übergang nicht leichtnehmen. Demzufolge werde ich eine längere Wanderung machen. Auf der einen Seite, um Abstand zu gewinnen, und auf der anderen Seite, um den nächsten Lebensabschnitt ein bisschen klarer zu sehen.

Wohin geht es?
Grüneberg:
Von der Wartburg nach Assisi. Dieser Gedanke ist mir zum 800-jährigen Jubiläum der heiligen Elisabeth gekommen, die sehr durch das Armutsideal der Franziskaner am Fuße der Wartburg beeinflusst war.

Haben Sie auch schon Pläne für die Zeit nach Ihrer Rückkehr?
Grüneberg:
Ich bin im Jazzclub Eisenach momentan eher ein passives Mitglied. Das kann ich jetzt ändern.Dann werde ich mich stärker um meine Enkelkinder und meine beiden Söhne kümmern. Außerdem habe ich in den letzten Jahren Haus, Garten und Wald ein bisschen vernachlässigt. Und mich haben zwei Einrichtungen gefragt, ob ich in Zukunft in ihren Gremien mitarbeiten könnte. Das werde ich gerne machen. Dann ist es aber erstmal genug.

Hatten Sie Zweifel, als Sie 1999 gefragt wurden, das Amt zu übernehmen?
Grüneberg:
Ich bin da nicht einer, der in sich geht und dann überlegt, ob er das kann oder nicht. Ich habe eher gedacht: Wenn die denken, ich kann das, dann sage ich: Okay, ich probiere es.

Gab es Momente, in denen Sie die Entscheidung bereut haben?
Grüneberg:
Nein. Es ist ja nicht nur eine anstrengende, sondern auch eine interessante Arbeit. Praktisch ist kein Arbeitstag wie der andere. Man muss nur ruhig bleiben und darf sich nicht verrückt machen lassen. Ich habe eher ein ruhigeres Gemüt, das hat mir sehr geholfen.

Wie lautet Ihre persönliche Bilanz Ihrer Arbeit als Diakoniechef?
Grüneberg:
Diese 17 Jahre waren wie ein Lernprogramm für mich. Es gab jeden Tag etwas Neues zu verstehen. Die wichtigste und zugleich anstrengendste Phase war die Fusion der drei diakonischen Werke zur Diakonie Mitteldeutschland. Darüber stand immer die Frage: Wird es sich lohnen?
Heute kann ich mit Abstand sagen, die Entscheidung war richtig. Das Ziel, die Diakonie Mitteldeutschland strategisch für die Zukunft gut aufzustellen und als sozialpolitischer Akteur stärker wahrnehmbar zu machen, wurde erreicht.

War Ihre Amtszeit erfolgreich?
Grüneberg:
Zu sagen, wie erfolgreich oder wie erfolglos so eine Tätigkeit ist, ist schwierig. Wir haben bestimmte Themen in die Öffentlichkeit gebracht, zum Beispiel das Thema Armut. Das wurde auch von politischer Seite eher distanziert aufgenommen. Aber im Laufe der Jahre ist das in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Was hat Sie noch beschäftigt?
Grüneberg:
Das Thema Pflege. Dabei hat sich der Fokus verändert. Am Anfang stand die Anerkennung unserer diakonischen Tarife. Werden die Menschen gut bezahlt? Stimmt die Qualität? Heute fragen wir uns, ob wir in der Pflege überhaupt noch gute Arbeitskräfte finden werden. Es sind immer dieselben Themen, aber im Grunde genommen verändern sich die Akzente. Das heißt, man ist mit bestimmten Dingen eigentlich nie fertig.

Ist dieser Zustand nicht unbefriedigend?
Grüneberg:
Nein, man muss sich den Aufgaben stellen, die jetzt aktuell sind. Aber in dem Bewusstsein, dass man nicht zu einer endgültigen Lösung kommen wird. Mit einer sich verändernden Gesellschaft verändern sich in bestimmten Bereichen auch immer die Fragestellungen.

Kann die Diakonie mit dem christlichen Ansatz andere Antworten geben?
Grüneberg:
Ich glaube schon. Es ist einfach etwas anderes, wenn man bestimmte Handlungsweisen von seinem Glauben her ableitet. Wenn es in der Gesellschaft aber nur noch Stimmen gibt, die Themen ökonomisch, rational oder angstbesetzt betrachten, dann gibt es ganz andere Antworten. Hier merkt man, dass die Stimmen der Kirchen unentbehrlich sind, um ethische und christliche Werte in der Gesellschaft lebendig zu halten.

Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger Christoph Stolte?
Grüneberg:
Die Erfahrung lehrt, dass die Kulturen in den unterschiedlichen Bundesländern sehr verschieden sind und man sich darauf einstellen muss. Ich wünsche ihm, dass ihm das gelingt. Und dass er in seiner Arbeit Erfüllung findet und seine eigenen Impulse setzen kann.

www.diakonie-mitteldeutschland.de

Eberhard Grüneberg war nach Abitur und Armeezeit zunächst Hilfspfleger
in einer Einrichtung für körperlich und geistig behinderte Menschen. Danach wurde er Schriftsetzer und arbeitete in Weimar, unter anderem bei »Glaube + Heimat«. 1983 begann er in Jena ein Theologiestudium. Nach seiner Ordination 1991 war er Pfarrer in Rüdersdorf bei Gera. Seit 2000 leitete er das Diakonische Werk in Thüringen. Mit der Gründung der Diakonie Mitteldeutschland im Oktober 2004 wird er Vorstandsvorsitzender.
Diese Aufgabe übernimmt zum 1. Juli Christoph Stolte. Die Diakonie Mitteldeutschland ist mit rund 30 000 Mitarbeitenden und mehr als 1 700 Einrichtungen einer der größten Arbeitgeber der Region und der größte Wohlfahrtsverband in den neuen Bundesländern.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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