In vielen Kirchen gibt es keine spielbare Orgel
Führungen, Konzerte, Gottesdienste und Aktionen zum Orgeltag

Das Pfeifenwerk der Orgel Mihla. | Foto: Orgelbaufirma Schönefeld
  • Das Pfeifenwerk der Orgel Mihla.
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Zum Deutschen Orgeltag am kommenden Sonntag (10. September) sind innerhalb der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zahlreiche Orgeln zu besichtigen, es finden Konzerte, Führungen, Wandel-Aktionen und Kinder-Programme statt. Der Orgeltag ist integriert in den „Tag des offenen Denkmals“. In der EKM gibt es mit etwa 4.000 Orgeln zwanzig Prozent der evangelischen Orgeln beziehungsweise acht Prozent aller Orgeln in Deutschland. Viele Instrumente wurden aufwändig restauriert, allerdings besteht auch noch viel Nachholbedarf: Nur in etwa 67 Prozent der Kirchen gibt es eine spielbare Orgel, 17 Prozent besitzen eine nicht spielbare Orgel und 15 Prozent der Kirchen sind ohne Orgel.

Christoph Zimmermann, Vorsitzender der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD) und Referent für Orgeln im Landeskirchenamt der EKM, sieht den Orgeltag als wertvollen Beitrag, um für die „Königin der Instrumente“ zu werben. „Dies geschieht am besten, wenn sie erklingen“, so der Orgelreferent. Pflege und Erhalt der Orgeln definiert er nicht nur als kirchliches Interesse sondern ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. „Das machte auch die Aufnahme von Orgelmusik und Orgelbau in die Liste des immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO deutlich“, so Zimmermann. Der Umfang der Orgelbauaktivitäten in der Landeskirche sei nicht ausreichend, um den Bestand dauerhaft zu sichern, zumal eine Orgel etwa alle 20 bis 25 Jahre gründlich gereinigt und gegebenenfalls repariert werden müsse.

In der EKM sind für die Beratung zur Pflege der Instrumente 22 Orgelsachverständige in den Kirchenkreisen tätig. Zurzeit werden die Orgeln in der Landeskirche von 174 hauptamtlichen und etwa 647 nebenamtliche Organistinnen und Organisten gespielt.

Ausgewählte Veranstaltungen zum Orgeltag in Thüringen:

Im Schleusinger Ortsteil St. Kilian wird am Vortag (9. September) um 14 Uhr die Orgel in der Autobahnkirche nach vielen Jahren des Schweigens wieder in Betrieb genommen. 14 Uhr beginnt der Festgottesdienst, um 17 Uhr folgt ein Orgelkonzert. Die Thüringer Firma Orgelbau Waltershausen hat die Orgel restauriert. http://www.stkiliankirche.de/Kirche-Orgel

Unter dem Motto "Eine kleine Nachtmusik: Mozart für Orgel vierhändig" ist das
Orgel-Duo Iris und Carsten Lenz ab 17 Uhr in der Liebfrauenkirche in Langewiesen zu Gast.

Zur Reihe "Konzerte an der Liszt-Orgel“ in der Dorfkirche Denstedt wird die Orgel mit Winddrossel von Michael von Hintzenstern gespielt (15 und 16.30 Uhr).

Zu Orgel-Konzerten in der Dorfkirche Ulrichshalben laden die Freunde und Förderer des KulturGuts Ulrichshalben und die evangelische Kirchengemeinde um 14 Uhr und 16 Uhr ein. Das gesamte Areal des ehemaligen Ritterguts Ulrichshalben ist von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Nach den Konzerten sowie nach Bedarf finden Führungen zu Kirche, Orgel und KulturGut statt. 15 Uhr gibt es eine Andacht auf dem Gelände mit Holzskulpturen von Gernot Ehrsam.

Ein Orgelkonzert "Spanien trifft Thüringen" mit Bastian Uhlig steht an der historischen Donat-Trost-Orgel der Schlosskirche Eisenberg auf dem Programm (17 Uhr).

In Saalfeld/Saale spielt Frank Bettenhausen zur Abendmotette Werke von Josef Gabriel Rheinberger, Max Reger und Eugene Gigout (18 Uhr, Johanneskirche).

In der Andreaskirche Erfurt ist um 17 Uhr ein Konzert mit Andreas Strobelt (Orgel) und Holger Arndt (Saxophon) mit Kompositionen aus vier Jahrhunderten geplant.

Kurzkonzerte mit Jörg Reddin an der Orgel gibt es 12 und 14 Uhr an der Liebfrauenkirche in Arnstadt.

Ein Orgelkonzert ist auch um 16 Uhr in der Georgenkirche Eisenach geplant.

In Apolda wird der Orgeltag erst am 16. September gefeiert. Organist Mike Nych lädt ab 15 Uhr an die Sauer-Orgel zu einer Orgelführung und Konzert ein. Spannende Fragen werden beantwortet, man kann mit dem Orgelbausatz Al:legrO basteln und eine eigene Orgel mit nach Hause nehmen und zum Stärken gibt es "Back-Pfeifen". Ab 17 Uhr ist die Sauer-Orgel live im Konzert zu erleben: Kreiskantor Mike Nych spielt Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Petr Eben und Julius Reubke.

Ausgewählte Veranstaltungen zum Orgeltag in Sachsen-Anhalt:

In Halberstadt erwartet Orgelbegeisterte ein Orgelweg zu den sieben Kirchen der Stadt, wo sie den Klängen der königlichen Instrumente zuhören können und Wissenswertes zur Geschichte der Instrumente erfahren. Der Orgelweg (ab 20 Uhr) ist eingebettet in das Programm zur Nacht der Kirchen in Halberstadt.

Unter dem Titel „…aus‘m Ermel zu Schüddeln“ gibt es am Orgeltag (16 Uhr) im Dom zu Magdeburg Improvisationen von Otto Maria Krämer und Matthias Mück in diversen Stilen an zwei Orgeln zu hören.

Zum Mittagskonzert „Orgel punkt Zwölf“ wird am Orgeltag in die Stadtkirche St. Wenzel in Naumburg eingeladen.

In Eilenburg im Kirchenkreis Torgau-Delitzsch spielt Lena Ruddies in der St.-Marien-Kirche bei einer Orgelmeditation (12 Uhr) Stücke von Bach, Buxtehude, Karg-Elert und Franck.

In Sangerhausen wird am Orgeltag zu einer Orgelwanderung mit Martina Pohl eingeladen. Die Route beginnt in der Kirche St. Jacobi (17 Uhr) und führt zur Kirche St. Ulrici

Ein Konzert (17 Uhr) für Blockflöten und Orgel mit Stücken von Vivaldi, Händel und Lübeck gibt es am Orgeltag im Dom in Halle (Saale) zu hören.

Im Rahmen der 52. Merseburger Orgeltage wird am Sonntag (17 Uhr) unter dem Titel
„Max Reger – ein Musiker-Leben vom Beginn bis zur Vollendung“ im Dom zu Merseburg ein Konzertabend mit Klaus Mertens (Bariton), Denny Wilke (Orgel), der Domkantorei Merseburg, dem Kammerchor der Schlosskapelle Saalfeld und der Staatskapelle Halle unter Leitung von Domkantor Stefan Mücksch veranstaltet.

Beim Ladegast-Festival in Weißenfels in Zusammenarbeit mit den Merseburger Orgeltagen
gibt Anna-Victoria Baltrusch ein Konzert (17 Uhr) in der Weißenfelser St. Marienkirche.

Anglikanische Musik für Chor und Orgel mit dem „The English Choir Berlin“ und Sarah Herzer an der Orgel ist beim Musikalischen Abendgebet (17 Uhr) in der Schlosskirche in Lutherstadt Wittenberg zu hören.

Geistliches und weltliches von Rachmaninoff und Schubert sowie unbekannte Originalkompositionen für Contraalto und Orgel sind am Orgeltag im Rahmen des Rühlmannorgel Festivals im Saal von Schloss Hundisburg (16 Uhr) zu hören.

Hintergrund:
Der Orgeltag ist eine Initiative der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD). „Orgelbau und Orgelmusik“ wurden 2017 von der UNESCO-Kommission zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Die Orgel gilt als das größte, vielfältigste und innovativste Musikinstrument.

In der EKM gibt es eine vielfältige Orgellandschaft. Sie spiegelt politische Entwicklung wider, die von kleinen Fürstentümern geprägt war. In Thüringen stehen mehr als 2.000 Instrumente, prägende Orgelbauer wie Wender, Volckland, Silbermann, Trost, Strobel, Schulze und Ladegast haben hier gewirkt und es gab einflussreiche Musiktheoretiker und Organisten wie Jakob Adlung (1699-1762) in Erfurt und Johann Gottlob Töpfer (1791-1870) in Weimar.

Auch im Bereich von Sachsen-Anhalt gibt es wertvolle Instrumente, zum Beispiel die Scherer-Orgel in Tangermünde oder Orgeln des von Johann Sebastian Bach geförderten Zacharias Hildbrandt in Naumburg und Sangerhausen. Der Großteil der Instrumente wurde im 19. Jahrhundert erbaut. Bekannte Orgelbauer wie Ladegast, Weißenfels, Wäldner, Halle/Saale, Reubke, Hausneindorf und Rühlmann, Zörbig hatten in Sachsen-Anhalt ihre Werkstätten.

Innerhalb der EKM sind mehrere Meisterbetriebe im Orgelbauerhandwerk tätig.

Weitere Informationen im Internet: www.orgeltag.de

Autor:

susanne sobko

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