zweiter Ostertag
nach Emmaus und zurück ...

Von Emmaus nach Jerusalem eilen
zwei Jünger, heilig beschwingt und hellwach.
Sie können zu Hause nicht länger verweilen -

und treten hinaus unter's weite Gemach
der Nacht, wo Sterne uns treulich geleiten
hoch über an dunkelblau himmlischem Dach.

Drei Tage zurück liegt Sterben und Leiden.
Gekreuzigt ward Jesus, der göttliche Sohn.
Der Freund. Der Heiler. Erlöser der Heiden,

es hieß, er beende Kummer und Fron.
Verzweifelt war man nach Hause gezogen,
der Himmel verloren. Als Lohn blieb nur Hohn.

Doch plötzlich ist einer am Wegesbogen
zu ihnen gestoßen. Sagt freundlich den Gruß -
und hat dann mit ihnen zu wandern erwogen,

belehrt auf dem Weg sie von Anfang bis Schluss.
Er redet vom Rätsel des Himmels auf Erden -
sein Wort war so mächtig - war Biss und war Kuss.

„Herr, bleibe bei uns. Denn Abend will werden."
So bitten sie ihn mit frommen Gebärden.

Da willigt er ein, sie liegen bei Tische,
links dieser, rechts jener - er mittig als Gast.
Und nimmt in die Hände die Brote und Fische,

spricht unsre Gebete: „Bereitet du hast,
o König, den Sinn für kommende Welten.
So segne das Glück uns und segne die Last:

Die Freuden und Leiden, oft oder selten -
Gefährten und Feinde, den Wein und das Brot.
Palästen gib Frieden, wie Hütten und Zelten -

bleib Anker und Sehnsucht trotz Schmerzen und Tod.
Erhalt uns die Schrift mit den heiligen Zeichen -
dem Schicksal geschrieben als Richtmaß und Lot:

Lass ab uns vom Wege nimmer dir weichen.“
Dann teilt er die Brote. Und sie schauten hin -
saß da nicht grad der, den sie wähnten bei Leichen?

Ein Ruck, ein Sprung! Sie griffen nach ihm!
Dass sie ihn aber im Brote nur fanden,
begann er den beiden sich gleich zu entzieh´n.

Zwei Jünger, denen die Herzen heiß brannten,
verkündend zurück nach Jerusalem rannten.

Autor:

Matthias Schollmeyer

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