Offenbarung 3,11
Halte, was du hast

"Halte, was du hast ..." Detail der Wandinschrift Kirche St.Marien Kremnitz im Kirchenkreis Wittenberg
  • "Halte, was du hast ..." Detail der Wandinschrift Kirche St.Marien Kremnitz im Kirchenkreis Wittenberg
  • hochgeladen von Matthias Schollmeyer

Als man im Jahr 2005 für den Kirchenkreis Wittenberg ein kleines Büchlein herausgab, ward vorher auch die Kirche in Kremnitz besucht. Kremnitz ist ein Dörfchen in der Nähe der Stadt Jessen. Das Gotteshaus war verschlossen, aber eine jener netten alten Damen, ohne die die Kirche in Mitteldeutschland schon längst untergegangen wäre, gab den Schlüssel heraus und so konnte man eintreten. Die Aufgabe war, angesichts der eben vollzogenen Fusion der Kirchenkreise Jessen und Bitterfeld mit dem Wittenbergs ein ansprechendes Druckerzeugnis zu erstellen, in dem alle 161 Kirchen und Kapellen des neuen Gesamtkreises jedes mit einer photographischen Aufnahme vertreten und gleichberechtigt nebeneinander vorkommen sollten. Die große Schlosskirche mit den Gräbern Melanchthons und Luthers genauso, wie die Ruine in Quezdölsdorf oder eben das Kirchlein in Kremnitz.
Die Pilgerfahrt durch den Reichtum der Heiligen Stätten nahm etwa anderthalb Monate in Anspruch - es war eine gewaltige logistische Aufgabe, zum vereinbarten Zeitpunkt am vereinbarten Ort zu erscheinen, um die zumeist schweren eisernen Schlüssel in Empfang zu nehmen. War aber dann erst einmal der Eintritt ermöglicht, begann die Suche nach dem geeigneten Motiv - einem Alleinstellungsmerkmal des jeweiligen geistlichen Hauses. Man hätte natürliche auch 161 Kreuze photographieren können. Aber der Ehrgeiz hieß 161 unterschiedliche Motive in dem kleinen Büchlein unterzubringen. Und so ist es in Kremnitz eben dieser Spruch geworden, der heute am 2. Adventssonntag als Predigttext empfohlen wird: „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme!” (Offenbarung 3,11)

Auf dem Photo sieht man deutlich, dass damals vor achtzehn Jahren der Kirchenraum noch nicht im wünschenswerten Zustand auffindbar gewesen ist. Aber der Spruch HALTE, WAS DU HAST grüßte durch die Öffnungen des Kanzelaltars und die ausgeleerten Emporenfelder wie das Menetekel Daniels aus dem Gedicht Heinrich Heines:

Und sieh! und sieh! an weisser Wand
Das kam's hervor, wie Menschenhand;
Und schrieb, und schrieb an weisser Wand
Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand.

Welch kurzer Spruch, welch wichtiges Wort. Es kommt tatsächlich darauf an, das, was die Kirche geistlich "hat", zu halten und zu erhalten. Dazu gehört natürlich auch das "Abstandhalten!" Nicht zu folgen ist den verschiedensten neureligiösen Ersatzgottheiten in ihren trügerischen Masken, welche heute alle auf den Plan geführt werden und wie „aus der Synagoge des Satans” zu stammen scheinen (der Text beschreibt es mit diesen Worten.) Es bleibt die allzeit sowohl kritische als auch konstruktive Wahrheit der Evangelien maßgeblich,  - an die muss die Kirche sich halten. 

Weil - es geht ja nicht um irgendwas. Es geht um die Krone! Haben wir sie immer noch? Ja - weil sie uns anvertraut worden ist. Nur deshalb. Die gilt es zu halten. Alles Andere wäre Verrat - an der Königskrone Christi sowieso - und damit auch an seiner Dornenkrone. Klingt irgendwie archaisch. Ist aber so ...

Autor:

Matthias Schollmeyer

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