Allerseelen
2. November 2025
- STADTGOTTESACKER HALLE (gemeinfreies Bild aus der Wikipedia)
- hochgeladen von Matthias Schollmeyer
Ich fasse Mut, an des Novembers Rande
dort auf dem Kirchhof eine Zeit zu wallen.
Lang mir den Stab und wähl zum dunklem Lande
der Wandrung Weg, indes die Blätter fallen.
Wohl dachten andre ebenso und kamen
mit mir zum Platz der Särge, Urnen, Hallen.
Da waren alte Weiber, junge Damen -
und Greise, welchen alle Glieder zittern,
ich sah viel Männer, deren große Namen
ich aus den Büchern kannte, wo von Rittern
erzählt wird weiter Fahrten bunte Fabel,
von Abenteuerreisen, süßen, bittern.
Sie kamen - bis hinab zu Kain und Abel,
selbst Eva schwebte her in Glanz und Flittern
an Vater Adams Hand so honorabel.
Da dachte ich: „Was schauen die hier alle
verstohlnen Blickes auf das Moos am Boden,
was wollen sie hier draußen aufeinmale?
So unterschiedlich ihrer Kleidung Moden …“
und merkte mich inmitten bei den Toten!
Die Seligen erahnten meine Fragen
und winkten mir wie alte Märchenprinzen.
Der Schönsten einer bat mich, nicht zu zagen
und rief: „Treib mit uns ein des Glaubens Zinsen.
An Allerseelen sind wir aufgestiegen
tief aus der Gruft, in eure Welt zu linsen.
Wir schauen nach, ob sich noch Blumen wiegen
vor kaltem Stein, auf denen Namen stehen,
die uns gehörten, welche drunter liegen.
Wie lieben alle wir das sanfte Wehen
der Litaneien eurer frommen Lieder.
Und möchten warm die Kerzen flammen sehen,
wenn unser liebevoll gedenken Brüder
mit Schwestern, Kindern, Eltern und Verwandte.
Im Rauch verhüllt gleich englischem Gefieder
erscheinen wir dir hier, die uns verbannte
der Tod ins Land zu ewig trocknen Kränzen.
Bist du des neuen Lebens Abgesandte?“
Und öffneten des Kreises enge Grenzen,
dass ich mich einen können ihren Tänzen …
Autor:Matthias Schollmeyer |
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