Arzt und Kirchenretter

Erfülltes Leben: Ehrenbürger Axel Stelzner in seinem Garten in Göttern. | Foto: Doris Weilandt
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Die Dorfkirche in Göttern hat es ihm angetan. Vor mehr als 20 Jahren begann Axel Stelzners Engagement für das mittelalterliche Gotteshaus. Zum 80. Geburtstag ehrte ihn Göttern auf besondere Weise.

Von Doris Weilandt

Umrahmt von einer Fachwerkscheune und dem altem Pfarrhaus hat sich Axel Stelzner in Göttern ein Refugium geschaffen. Hier, in dieser Gemeinde, ist er heimisch geworden und hat Wurzeln geschlagen. Als Dank für die von Erfolg gekrönten Bemühungen um die Restaurierung der mittelalterlichen Dorfkirche hat ihn die Stadt Magdala, zu der Göttern gehört, zum Ehrenbürger ernannt. Das ist bislang einmalig und zeugt von der Achtung, die ihm entgegengebracht wird. »Je mehr jedoch die örtlichen Aufgaben zunahmen, desto mehr habe ich mich aus überregionalen Gremien und auch aus der Landespolitik zurückgezogen«, sagt er rückblickend. Vollständig ist die Liste nie. Er war in der Kreissynode, im Gemeindekirchenrat, im Ortschaftsrat und im »Verein zum Erhalt intakter Lebensräume« aktiv. Das über Jahre bestimmende Projekt blieb aber die Dorfkirche. Als Berufung empfand er die Aufgabe, das Gotteshaus seiner Bestimmung zurückzugeben.
Der 1991 aus der Taufe gehobene »Verein zur Förderung der Dorfkirche zu Göttern« war einer der ersten
Kirchbauvereine in Thüringen. Über den Rotary-Club, dem Axel Stelzner bis heute angehört, kamen die ersten namhaften Spenden. Danach konnte auch mit Fördermitteln Stück für Stück Dachstuhl und Dach, Mauerwerk, Fenster und die Inneneinrichtung neu geschaffen oder restauriert werden. Jahrelang hat Axel Stelzner selbst zu Gottesdiensten die Eifert-Orgel (1894) gespielt und sich über ihren wiedererlangten Klang gefreut. Mit der Glockenweihe fand die 15-jährige Bauphase einen klingenden Abschluss. Dieses Glockengeläut ertönte nun zum 80. Geburtstag. Die wertvollste Glocke stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie konnte nur mit viel Mühe gerettet werden.
Auf die Frage nach dem Sinn des Lebens antwortet Axel Stelzner kurz und knapp: »Ich lebe in Freude und mit Dankbarkeit. Ich habe im Laufe meines Lebens einen gewissen Paradigmenwechsel erfahren dürfen. Jetzt sehe ich mehr im Arztsein die berufene Kunst, früher war ich eher als Forscher engagiert.« Nach einem Medizinstudium an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena arbeitete Prof. Stelzner zunächst als Facharzt am Institut für Medizinische Mikrobiologie. 1981 ergab sich eine neue berufliche Herausforderung bei der Akademie der Wissenschaften: »Da bot sich die Chance, als Abteilungsleiter für Immunpathologie eine eigenständige Abteilung Virologie zu bilden.« Schon damals sorgte sich Axel Stelzner um nationalen und internationalen Austausch. Der leidenschaftliche Wissenschaftler betreute dabei zahlreiche Diplomanden und Doktoranden, die von der Kontinuität der Arbeit profitierten.
Axel Stelzner war nach 1990 an der Überführung des ZIMET (Zentral­institut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie) und am Aufbau der neuen Strukturen beteiligt. Aus der ehemals fast 1 000 Mitarbeiter großen Wissenschaftseinrichtung entstanden zahlreiche spezialisierte Institute. Dabei ließ sich auch ein Ziel erfüllen: die Gründung des Jenaer Instituts für Virologie an der Universität, das er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2002 leitete. 1993 erhielt er die Berufung zum Professor. »Virologe aus Lust und Liebe«, schreibt er selbst über seine wissenschaftliche Karriere, die zwischen zwei Fakultäten pendelte – der medizinischen und der biologisch-pharmazeutischen.
Trotz oder wegen seiner beruflichen Herausforderungen hat sich Axel Stelzner immer in die Arbeit der Kirchgemeinden seiner Wohnorte eingebracht. Das war lange Zeit in Jena. Als er 1985 mit seiner Familie ein Grundstück mit einer Scheune auf eine Annonce hin fand, hat ihn das Dorf Göttern gleich angesprochen. Als Wohnhaus war das alte Gebäude zu klein. So richtete er es sich dort mit Frau und drei Kindern an den Wochenenden ein – bis sich die Möglichkeit ergab, ein Haus zu bauen. 1994 konnte die Familie Einzug feiern.
Der Garten ist eine Augenweide. Die typischen Gewächse alter Bauerngärten finden sich darin: Malven, Alant, Phlox, Kletterrosen und vieles mehr. Axel Stelzner sitzt am Tisch. Vor ihm liegt eine Mappe. Auf dem Deckblatt ist die Zeichnung der Götterner Kirche von Lyonel Feininger mit Eintragungen zu den Farben. »Hier habe ich mit meiner Familie mein Glück gefunden«, sagt der Jubilar zufrieden, der wohl mit Recht sehr stolz auf Ehefrau, auf seine drei Kinder und vier Enkelkinder ist – und auf die wohltuende Dorfgemeinschaft in Göttern.

Autor:

Adrienne Uebbing

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