Angebot zur Aufklärung

Jüdisch-israelische Kulturtage: An der 25. Auflage beteiligen sich mehr als 100 Veranstalter

Vor dem Hintergrund antisemitischer Vorfälle in Gotha und Jena hat die Jüdische Landesgemeinde die 25. Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur als wichtiges Angebot zur Aufklärung und Erinnerungskultur gewürdigt. Das Festival widerspiegele, »was es einst gegeben hat« und helfe, »die Lücke zu schließen«, die die nationalsozialistische Diktatur »so brutal gerissen hat«, sagte ihr Vorsitzender Reinhard Schramm. Es sei wichtig, dass sich »die wenigen Juden im Land dabei als Teil der Gesellschaft fühlen können«, so Schramm.
Das Festival lädt seit 19. Oktober und bis 18. November in 17 Städte des Landes ein. Das Programm umfasse mehr als 150 Veranstaltungen, sagte Projektleiterin Caroline Fischer. Dabei reiche das Spektrum von Lesungen und Gesprächsrunden über Konzert- sowie Themenabende bis hin zu Vorträgen und Workshops. Insgesamt beteiligten sich landesweit über 100 Vereine, Stiftungen, Organisationen und Stadtverwaltungen an den Kulturtagen.
An der Dringlichkeit ihres Anliegens habe sich seit der Premiere 1991 nichts geändert, sagte Fischer weiter. In einer Zeit verstärkter Diskussionen um Religionsfreiheit, Minderheiten und um die Frage »Was gehört zu Deutschland?« gewinnen aus ihrer Sicht die Tage der jüdisch-israelischen Kultur immer mehr an Bedeutung. Umso wichtiger sei es, dass in den letzten 25 Jahren ein Netzwerk verschiedenster Initiativen im Land geknüpft werden konnte.
Die Liste der vielfältigen Veranstaltungen mache die jüdisch-christliche Glaubenstradition im Land deutlich, sagte der CDU-Abgeordnete Stefan Gruhner, der auch dem Freundeskreis Israel im Thüringer Landtag vorsteht. »Wir brauchen keine 180-Grad-Wende in der Erinnerungspolitik, sondern im Gegenteil ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass die Erinnerung an die Schoah bewahrt werden muss«, betonte er. Gegen die »Verharmlosung hilft nur Aufklärung«, fügte Annegret Schüle vom »Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz« hinzu.
Die Kulturtage starten mit der Aufführung des 1920 entstandenen Stummfilms »Der Golem, Wie er in die Welt kam« im Theater Erfurt. Die Filmmusik werde vom Klarinettisten Helmut Eisel und dem Ensemble »Majore« dargeboten. Bis zum Abschlusskonzert »Rumeynishe Fantasien – Klez­mer trifft Klassik« am 18. November in der Lutherkirche werden unter anderem auch die Schauspieler Ben Becker, Ilja Richter und Marianne Sägebrecht, der Publizist Michael Wolffsohn und der Satiriker Shahak Shapira erwartet. Neben Synagogen, Kirchen, Museen und Theatern macht das Festival, das im vergangenen Jahr etwa 10 000 Besucher zählte, auch an ungewöhnlichen Orten wie der Abfertigungshalle des Flughafens Erfurt-Weimar Station.
Ein Thema werde zudem das 500. Reformationsjubiläum der evangelischen Kirche sein, hieß es. So beschäftigt sich zum Beispiel ein Vortrag des Kirchenhistorikers Thomas Kaufmann am
25. Oktober in Gera mit Luthers problematischem Verhältnis zu Juden und Judentum. Zudem kommt »Die Bibel«, ein Stück von Niklas Radström in einer Übersetzung von Steffen Mensching, am 20. Oktober am Landes­theater Eisenach zur Aufführung.
Auch in Sachsen-Anhalt gibt es Tage der jüdischen Kultur, in Aschersleben noch bis 9. November und in Magdeburg bis 12. November mit Theater, Konzerten, Vorträgen und Filmvorführungen. Im Rahmen dessen wird am 11. November der »Lothar-Kreyssig-Friedenspreis« an den Theologen Theo Mechtenberg verliehen. In Halle stehen noch bis 5. November Stadtführungen, Shabbat-Abende und am 21. Oktober, 19 Uhr, in der Synagoge ein Podium zum 325-jährigen Bestehen der Jüdischen Gemeinde auf dem Programm. (epd/G+H)

Autor:

Adrienne Uebbing

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