Judentum
Welterbezentrum soll Reste einer Synagoge miteinbeziehen

Maria Stürzebecher ist Unesco-Beauftragte der Kulturverwaltung. Sie kuratiert Ausstellungen der Alten Synagoge und betreut den Antrag. | Foto: P.-Philipp Braun
  • Maria Stürzebecher ist Unesco-Beauftragte der Kulturverwaltung. Sie kuratiert Ausstellungen der Alten Synagoge und betreut den Antrag.
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Erfurt rechnet mit dem Bau eines Welterbezentrums nicht vor 2025. Standort soll eine bisher als Parkplatz genutzte Fläche hinter dem Rathaus werden. Seit vergangenem Sonntag gehört das jüdisch-mittelalterliche Erbe Erfurts zum Unesco-Weltkulturerbe.

Die Stadt Erfurt rechnet nach dem Eintrag ihrer jüdisch-mittelalterlichen Stätten in die Welterbeliste mit millionenschweren Investitionen in die touristische und museale Infrastruktur. Allein könne die Landeshauptstadt diese Kosten jedoch nicht leisten, sagte Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) am Freitag in Erfurt. Etwa für das geplante Welterbezentrum werde die Stadt sowohl Fördermittel beantragen, als auch auf Sponsoren und Spender zugehen. 

Unter dem Parkplatz als geplantem Standort des Welterbezentrums lägen die Reste einer spätmittelalterlichen Synagoge aus dem 15. Jahrhundert. Wenn möglich sollten deren Überreste darin sichtbar werden, hieß es. Denkbar wären statt eines großen Bauwerks mehrere kleinere Gebäude, die den Bauformen des dort einst vorhandenen Stadtviertels folgen sollten. 

Mit der Planung könne erst nach Freilegung der Synagoge begonnen werden. Neben Ausstellungsflächen sei auch an Veranstaltungsräume gedacht. Über diese Vorschläge müsse jedoch noch der Stadtrat entscheiden. Zum Erfurter Welterbe gehören seit Sonntag drei Gebäude aus dem elften und zwölften Jahrhundert.
Auch Thüringens Jüdinnen und Juden möchten sich in das künftige Welterbezentrum einbringen. Es sollte dort einen eigenen Raum für die Thüringer Landesgemeinde geben, forderte deren Vorsitzender Reinhard Schramm. Das jüdische Leben von heute gehöre zu einem solchen Zentrum dazu. Auch ein koscheres Restaurant sollte seien Platz darin finden. 

Schramm sagte, die Verleihung des Unesco-Titels sei wichtig für die Weiterentwicklung des heutigen jüdischen Lebens in der Stadt. Viele Mitglieder der Gemeinde seien aus anderen Ländern nach Erfurt gekommen und lebten gerne dort. „Das Bemühen um den Welterbetitel hat gezeigt, dass sich Erfurt um die Pflege des Erbes sehr bemüht“, sagte Schramm weiter. Das sei wichtig für das jüdische Selbstbewusstsein. 

Die Stadtverwaltung kündigte die Entwicklung eines Nutzungskonzepts für das sogenannte Steinerne Haus an. Der jüdische Profanbau aus dem zwölften Jahrhundert im Zentrum der Innenstadt steht bislang weitgehend leer. Künftig sollen alle Stätten des Unesco-Welterbes öffentlich zugänglich werden. Allerdings sei das vergleichsweise verwinkelte Steinerne Hauses für die Besichtigung durch größere Touristenströme wohl nicht geeignet. Das Steinerne Haus gilt als einzigartiges Relikt eines weitgehend erhalten gebliebenen jüdischen Wohnhauses aus dem zwölften Jahrhundert in Mitteleuropa. 

Carmen Hildebrandt vom Erfurt Stadtmarketing sagte, die Erwartungen der Stadt an den Tourismus seien groß. Der Titel mache eine neue Zielgruppe für den Fremdenverkehr interessant. Insbesondere werde Erfurt für internationale Touristen interessanter. Dafür müssten neue Gästeführer für die jüdischen Stätten ausgebildet werden. Bislang gebe es nur 13 Gästeführer, die die Zulassung für solche Führungen haben. Auch werde überlegt, den Montag als Schließtag im Museum Alte Synagoge Erfurt künftig aufzugeben. (epd)

Autor:

Katja Schmidtke

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