Festgottesdienst in Themar
Bündnis für Demokratie feiert Jubiläum

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Predigt zum Festgottesdienst mit ausdrücklichem Dank an Pastorin Ulrike Polster für die liturgische Gestaltung des Gottesdienstes

Liebe Festgemeinde, Liebe Freundinnen und Freunde, sehr geehrte Damen und Herrn von unterschiedlichem Stand, gleicher Würde und gleicher Ehre,

Wir feiern heute ein zehnjähriges Jubiläum des „Bündnisses für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra“
Umgeben von Kreuzen in memoriam der Opfer rechter Gewalt. Wir haben sie gedenkend / mahnend um uns gestellt. Das ist Erinnerungsarbeit. Lern- und Bildungsprozesse anstoßend.
Respekt vor Eurem Tun und Handeln. In und um Kloster Veßra / Themar / Hildburghausen/ Werratal. Immer wieder. Ihr habt einen langen Atem bewiesen. Seid über allen Maßen immer und immer wieder auch geehrt und ausgezeichnet worden. Verdient. In jedem Fall.
Liebe Festgemeinde,
es ist unendlich schwer, in dieser Region das Herz hochzuhalten. Es gibt Tage, da komme ich mir mit meinem sonnigen Gemüt vor wie ein fröhlicher Clown. Meckern ist für viele leichter.
Das ist leichter, anstatt sich hinsetzen. Einen Plan fürs eigene Leben zu haben.
Liebe Freunde,
das ist die echte Armut: keine guten Träume haben. Vom eigenen Leben. Und wenn. Dann nur Herrscherträume. Und die auf Kosten anderer. Konzepte, in denen immer ein anderer schuld ist. Weil es bei einem selbst nicht rund läuft.
Gemeinwesen u Kirche haben hier im Werratal riesige Aufgaben. Nicht nur mit Blick auf die Jugend. Denn das Drama beginnt bei denen, die seit mehr als 30 oder 40 Jahren die Grenze zur Volljährigkeit überschritten haben. Es ist eine ganze Kultur, die vom wütend sein, vom Hassen des Fremden. Von der Angstmacherei lebt.
Daher: Es braucht den Rechtsstaat, bei denen die das Recht brechen. Und im Alltag Respekt, Anstand und Dankbarkeit. Lebensentwürfe ohne Feindbild. Dafür möge das Bündnis stehn. Was kann dazu Orientierung geben?
Dazu einen Abschnitt aus der Heiligen Schrift. Was hier gesagt ist, möge verbinden. Gleich ob Christ oder Nichtchrist.
Und es trat zu ihm [Jesus] einer der Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Und er fragte ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt. Und mit all deiner Kraft« (5. Mose 6,4-5). 31 Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese. (Matthäus 22,36 ff – Die Frage nach dem höchsten Gebot)
Liebe Fest-Gemeinde,
sich selbst zu lieben ist eher einfacher. Doch die Anderen zu mögen ist schon komplizierter. Denn. Wo Menschen zusammenkommen, wird gestritten. Und wenn es um Zukunft geht, kann der Streit heftig werden. Ich finde: Fairer Streit ist nötig.
Entscheidend ist, ob wir das einander zugestehen. Das Unterschiedlich sein. Und dennoch Liebe zu bewahren.
„Nächstenliebe verlangt Klarheit.“ So hat es unsere Kirche einmal formuliert.

2 Erlebnisse:
Hat mit Bündnis zu tun: Beispiel Am 15. Juli 2017 nach diesem riesigen Neonazikonzert traf ich am späten Abend Ilse Junkermann hier vor dem Themarer Pfarrhaus. Wir sprachen zu dem Erlebten. Beide gezeichnet. Und plötzlich sagt sie zu mir: „Lieber Bruder, vergessen sie nicht: Die Menschen auf der anderen Seite sind auch Gottes Geschöpfe.“ Sie meinte die grölenden und schreienden Gäste des Konzertes. Ich wurde nachdenklich. Erwiderte nichts.

Grundsätzlich gilt wohl für Christen:  Mit Liebe ausgestattet sein, also lieben und den Nächsten lieben, wie sich selbst. Das umschließt alles andere. Das ist die Richtungsanzeige für ein Leben miteinander.

Liebe Festgemeinde,
Das fällt uns bei manchen Menschen nicht leicht. Es gibt Unterschiede: Da gibt es Menschen, die mir nahestehen. Und Menschen, die mich unendlich nerven. Und da gibt es die Menschen, deren Not mich berührt. Da ist Nächstenliebe keine Frage.
Aber wie mit den anderen umgehen? Zukünftig umgehen..
Ich erinnere mich an ein längeres Telefonat mit Lothar König. Wir waren Kommilitonen in Jena. Und je älter wir wurden, um so besser verstanden wir uns. Auch als wir Beide im Ruhestand waren.
Vor seinem Tod ( der Herr hab ihn selig) im Oktober 2024 telefonierten wir im Sommer sehr lang miteinander. Und sprachen über Gott und die Welt und die sich verändernde Gesellschaft.
Plötzlich formulierte er:
„Das lassen wir ihnen nicht durchgehen: Hassen und Unfrieden stiften / wütend sein / Angst verbreiten und ausgrenzen. Du darfst es ihnen nicht durchgehen lassen.“

Ich verstand erst später: Das heißt auch, „den Nächsten liebe wie dich selbst“. Das beinhaltet zugleich in Widerspruch gehen / Kritik üben. Eben das nicht durchgehen lassen, wie es Lothar bezeichnet hatte. Denn Liebe wird weich, wenn sie nicht durch Wahrheit gestärkt ist.

Liebe Festgemeinde,
wir sind verschiedene Menschen – mit unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichen Prägungen, Lebensentwürfen und Religionen.

Die Frage beschäftigt: Was wird in Zukunft sein?

Zuerst:
Wir sind darin verbunden, dass wir beschenkte Menschen sind. Mit dem großartigen Geschenk des Lebens. Dieses Leben zu gestalten, dass es ein gelingendes Leben wird. Dem Leben Würde zu geben. Diese Aufgabe ist uns miteinander gegeben. Das „Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra“ leistet dazu seinen Beitrag.
Ihr erinnert an die einzigartige Würde jedes Menschen – und ihr tretet jeder Menschenverachtung entgegen.
Für mich ist das ein Ausdruck dessen, was es bedeutet, Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit aller Kraft und den Nächsten wie sich selbst.
Dietrich Bonhoeffer meinte zur Zukunft:
„Ich glaube, daß Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandkraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“ Erfülle Gott uns mit seinem Segen und bewahre uns in seinem Frieden! Amen

Johannes Haak, Superintendent a.D. am 16. August Anno Domini 2025

Autor:

Johannes Haak

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