Essen für Menschen in Not
Restaurant des Herzens öffnet in Erfurt
- Foto: Paul-Philipp Braun
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"Nikolaus ist Nikolaus, der lässt sich nicht verschieben", lacht Petra Hegt, als sie auf den Wochentag angesprochen wird. Denn das an diesem Tag das Restaurant des Herzens in der Erfurter Innenstadt eröffnet, ist alles andere als gewöhnlich. Normalerweise macht die Einrichtung der Stadtmission Erfurt nur von Montag bis Freitag auf. Dass es 2025 auch einmal einen Samstag gibt, an dem die Menschen zur Mittagsversorgung in die Räume in der Allerheiligenstraße kommen können, ist besonders.
"Aber es ist eben unsere Tradition, dass wir am Nikolaustag eröffnen - auch wenn es an einem Wochenende ist", sagt Stadtmissionschefin Hegt.
Punkt 13 Uhr öffnet das Restaurant des Herzens an diesem Tag seine Türen, bereits eine Dreiviertelstunde zuvor hat sich eine kleine Schlange vor dem historischen Gebäude gebildet. Für Restaurant-Leiterin Jana Keil nichts Verwunderliches mehr: "Die Menschen wissen, dass es losgeht und dann kommen sie eben."
Die Eröffnung am Nikolaustag gehört zu den vielen Traditionen und Selbstverständlichkeiten, mit denen das Restaurant seit Jahren aufwartet. Dass es heute Bratwurst mit Kartoffeln und Sauerkraut gibt, das warme Mittagessen jedes Mal nur einen Euro kostet und Alleinunterhalter die Mittagspause umrahmen, ist ebenfalls Übung. Lediglich zwei Dinge scheinen 2025 anders. Zum einen ist es erstmals Pfarrerin Susanne Sydow, die eine kurze Andacht hält - seit Februar ist die Pfarrerin in Ruhe als seelsorgerliche Begleitung für die Stadtmission zuständig - zum anderen fehlt jemand. Erstmals seit Jahren ist kein Mitglied der Landesregierung bei der sozialen Restauranteröffnung zugegen. Anders Erfurts Oberbürgermeister Andreas Horn (CDU), dieser lässt sich zwar aufgrund einer Terminkollision entschuldigen, habe sein Kommen und seine Mitarbeit aber für den 22. Dezember angekündigt, erklärt Petra Hegt.
Rund 100 Menschen werden am Eröffnungstag in Erfurt erwartet. Ein guter Schnitt, wie Jana Keil betont. Weniger gut scheint hingegen der Schnitt bei der Altersklasse der Besucherinnen und Besucher des Restaurants. "Wir nehmen wahr, dass in den letzten Jahren das Alter unserer Gäste zunehmend höher ist. Und das liegt nicht nur daran, dass auch das Restaurant älter wird", erklärt Petra Hegt und betont damit die steigende Gegenwart von Altersarmut, die auch im Restaurant des Herzens erkennbar wird.
Das Restaurant des Herzens hat vom 6. Dezember bis zum letzten Freitag im Januar jeweils montags bis freitags zwischen 13 Uhr und 15.30 Uhr geöffnet. Es bietet für Menschen in wirtschaftlicher Notlage täglich ein warmes Mittagessen für den symbolischen Preis von einem Euro an. Doch auch außerhalb der Advents- und Weihnachtszeit versorgt die Stadtmission Menschen mit Mahlzeiten. Im Rahmen des Restaurants Herzens wird auch dafür gesammelt, insgesamt benötige die Stadtmission für dieses Angebot rund 100 000 Euro pro Jahr, so Petra Hegt.
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