St. Jakobi Hettstedt
Verkündigung in Zeiten der Pandemie Teil 2

Ich warte auf den Anruf. Das Telefon klingelt. Nicht gedacht, dass die alten Homehandys im Festnetz noch einmal Konjunktur haben. Hier Radio HBW* sagt die freundliche Stimme und kündigt an, mich in ein Studio weiterzuleiten. Im Hintergrund läuft Moonligth Shadow. Wohl die aktuelle Sendung, die da mit geschnitten wird, denke ich. So ist es jedenfalls meistens. Nun bin ich aber schon am Aufzeichnungsplatz. Ein leises Knacken, die Aufzeichnungslautstärke wird eingepegelt und es kann losgehen. Die Aufforderung kommt. Sehr professionell denke ich und schon fange ich an, meinen vorbereiteten Text vom Tablet vorzulesen. Mich überkommt ein seltsames Gefühl. Normaler Weise stehe ich am liebsten hinter dem Mikrofon am Sendeplatz. Nun sitze ich in meinem Bürosessel. Die Augen und die Hände wissen nicht, was sie so recht machen sollen. Kein gestikulieren mit den Händen und kein festes Auftreten mit dem Fuß. So habe ich es eigentlich einmal gelernt, den Körper mit einzubeziehen, damit sich die Stimme authentisch mit den Bewegungen und Gestiken moduliert. Schon der erste Versprecher. Beim Radio nicht so schlimm. Ich fange einfach beim Absatz vorher noch einmal an, die Tontechnik kann dies dann später schneiden. Etwas gehetzt denke ich, endlich durch. Mein Wiedererkennungssatz zum Abschluss „Bleiben Sie dran an Ihrem Leben“. Ein sachtes klicken in der Leitung und die Andacht ist aufgezeichnet. Noch den nächsten Termin besprochen und ich sitze im Bürosessel mit dem Telefon in der Hand. Etwas befangen, fühle ich mich. Eine ganz neue Erfahrung. Gut, dass man aufgefordert wird einen kurzen O-Ton am Telefon für eine Sendung beizutragen, kenne ich. Das ist aber etwas anderes, als eine ganze Andacht. Das was sonst Vertrautheit ausmacht und ich bin schon seit 1996 mit im Radio dabei fehlt. Der schallisolierte Klang. Der Blick auf das rote „ON AIR“ Lämpchen. Die Aufnahmeleitung, welche die Regler bedient. Nur ein Schnurlostelefon am Ohr und meine Stimme. Ich denke, predigen geht anders. Da gehören Menschen dazu. Eine Interaktion mit Blick und Körperhaltung auch hinter dem Mikrofon. Der Hörer kann dies nicht sehen. Ich meine aber, er spürt es in der Stimme. Die ist wichtig, von der Kanzel oder am Mikrofon „ON AIR“ eben. Authentisch und ganzheitlich soll mit dem Wort umgegangen werden. Ich spüre aber auch Dankbarkeit, dass an Tagen wie diesen, das Radio Verkündigung ermöglicht und überall im Sendegebiet oder über Internet empfangen werden kann. Die Chance dürfen wir nutzen, gerade in der Corona- Pandemie. „Bleiben Sie dran an Ihrem Leben.“

* HBW = Harz- Börde- Welle in Aschersleben, https://www.radio-hbw.de/livestream/

Autor:

St. Jakobi Online- Redaktion Sebastian Bartsch

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