Wort zur Woche
Warum Christen keine Verschwörungstheoretiker sind

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Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!
Psalm 33, Vers 12

Von Superintendent Christof Enders, Bad Liebenwerda

Zählen wir als Evangelische zur Spezies der Verschwörungstheoretiker? Diese Frage beschäftigte uns im Mitarbeiterkonvent. Und so ließen wir uns von einem Demokratieverein trainieren: Wie können wir abstrusen Erzählungen begegnen, und wo sind wir hier in der Argumentation und im Gefühl?
Erste Lektion „Warum glauben Menschen überhaupt an Verschwörungstheorien?“ Stichpunkt 1: Sie suchen nach Ordnung und Halt nach Verlust von Kontrolle und Macht (beispielsweise nach Krisensituationen). Stichpunkt 2: Verschwörungstheorien sind identitätsstiftend. Spätestens hier denke ich, dass ich das irgendwie verstehen kann. Dann die Stichpunkte 3 und 4: Wunsch nach Sinnhaftigkeit des (eigenen) Lebens. Wunsch nach Einzigartigkeit und Suche nach Gemeinschaft. Bingo, denke ich. Wo ist der Unterschied zu Paulus in seiner tiefen persönlichen Krise beim Wandel vom gewaltsamen Christenverfolger Saulus hin zum Verkündiger der Barmherzigkeit Gottes, unübersehbar für ihn im gleißenden Licht der Begegnung mit dem Auferstandenen? Und wo ist der Unterschied zu den ersten Christen, die in den täglichen Versammlungen und dem gemeinsamen Essen sich Sinn fürs eigene Leben und eine stabile Gemeinschaft erhofften? Sind wir als Christen also irgendwie auch Verschwörungstheoretiker?
Mit Stichpunkt 5 wendet sich das Blatt. Nein, wir haben kein kohärentes, negatives Weltbild. Unser Gott ist die Liebe. Genau das Gegenteil. Und nein, wir versuchen auch nicht, die eigene Identität oder die Identität unseres Volkes durch menschenverachtende Einstellungen gegenüber Fremden zu bilden. Und schließlich arbeiten wir, im Unterschied zum Verschwörer, ganz intensiv am Thema „Ambiguitätstoleranz“ – das meint die Fähigkeit, mit Widersprüchen und Komplexitäten klar zu kommen, ohne gleich aggressiv zu werden. Die Wünsche, die uns als Menschen prägen, sind erstaunlich ähnlich. Die Antworten, die gefunden werden, könnten oft gegensätzlicher nicht sein. Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist!

Autor:

Online-Redaktion

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