Ein etwas anderer Spaziergang im Weimarer Land
Wege zwischen zwei Kirchen

Auf halber Strecke. Der Sulzbacher Kirchturm ist schon in Sicht. | Foto: Christoph Rätz
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Was hat es mit der alten Linde auf sich, dort oben über dem Dorf? Warum steht hier ein steinernes Kreuz am Feldweg? Was bedeutet die Axt, die darauf zu sehen ist? Wie war es möglich, dass sich unser kleiner Ort aus eigener Kraft eine Kirche erbaute, mitten im Dreißigjährigen Krieg? Und wo war hier nochmal diese tolle Rodelstrecke, die wir als Kinder geliebt haben?

Viel Zeit für Erinnerung und Gespräch war am Sonnabend vor Trinitatis, als sich eine Gruppe von etwa dreißig Interessierten auf den Weg machte, um zwischen zwei Kirchtürmen durch den Sonnenschein zu wandern. Los ging es in der frisch renovierten Dorfkirche in Herressen bei Apolda. Dort wurde Einblick in die wechselvolle Geschichte des kleinen Kirchenbaus gegeben und über den Wert gemeinschaftlichen Engagements nachgedacht, damals wie heute. Zielpunkt war die Kirche im benachbarten Sulzbach, die ebenso manche Kostbarkeiten bereithält. Dazwischen lagen mehrere Stationen. So steht in Herressen noch eine sehr alte Linde, die in früheren Zeiten wohl Ort der Gerichtsbarkeit war. Für viele Alteingesessene verbinden sich frohe Kindheitserinnerungen mit diesem Baum. Nur wenige Schritte weiter findet sich das "Kritzchen", ein verwittertes Sühnekreuz am Wegesrand. Die dazugehörige Ortslegende erzählt von einem ruchlosen Ehepaar von Wirtsleuten, das einst aus Habgier einen wandernden Gesellen ermordete – nur um dann festzustellen, dass es sich bei dem Opfer um den eigenen, vor langer Zeit in die Fremde gezogenen Sohn handelte.

So durchdrangen sich verschiedene "Wege" zwischen beiden Kirchtürmen: Die alten und ausgetretenen Pfade der Kindheit, die Verbindungen beider Orte miteinander, die teils verschlungenen Wege, die ein jedes Leben geht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Kirchenmitglieder ebenso wie Kirchenferne, konnten Erinnerungen austauschen, etwas über die Geschichte ihres Ortes erfahren, gemeinsam lachen – und natürlich singen. Das Paul-Gerhardt-Lied "Geh aus, mein Herz" begleitete die Gehenden bis ans Ziel.

Über den großen Zuspruch freute sich die Projektgruppe "Gottesdienst – selbst gestrickt" als Organisatorin. Sie hatte sich zusammengefunden, um gemeinsam mit dem Vikar der Gemeinde über alternative Formen kirchlicher Arbeit auf dem Dorf ins Gespräch zu kommen.

Christoph Rätz

Autor:

Gemeindeblatt Kapellendorf

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