Wort zur Woche
Karsamstag: Gekreuzigt. Gestorben. Begraben. Und nun?

Propst Christoph Hackeil, Sprengel Stendal-Magdeburg | Foto: EKM
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Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.
Offenbarung 1, Vers 18

Von Propst Christoph Hackbeil, Sprengel Stendal-Magdeburg

Wir wissen: Etwas wird anders werden nach der globalen Krankheit. Unter der Oberfläche des reduzierten Lebens tut sich etwas, auch in unseren Gemeinden. Etwas geht vor sich hinter den verschlossenen Türen, zwischen den vernetzten Bildschirmen. Ist hinter dem Mundschutz etwa ein Lächeln? An diesem Osterfest ist vieles verborgen. Werden sich meine Befürchtungen bestätigen, oder steht ein neuer Aufbruch bevor? Der Schlüssel zur Antwort liegt nicht in unserer Hand. Das ist Karsamstag: Wir begreifen noch nichts.
Aber wir bekennen: Gekreuzigt. Gestorben. Begraben. Und: hinabgestiegen in das Reich der Toten. Dem Grab gegenüber sitzen zwei Frauen, geschockt, wie versteinert (Matthäus 28,61). Sie schauen starr auf den Stein, stundenlang. Ein Trauerschleier liegt über allem. Jesus ist tot, und Gott schweigt. Die auf Jesus gehofft haben, fühlen sich verlassen. Gott ist fern. Seine Abwesenheit schmerzt. Doch Jesus Christus gelangt zum Tiefpunkt des Menschseins. Das ist Karsamstag: Jesus stirbt wie wir.
Während die Frauen so sitzen, erreicht Gottes Solidarität den lebensfernsten Ort. Christus betritt das Reich des Todes. Er hat die Schlüssel des Todes und der Hölle. Diese ist kein Ort der Strafe, sondern der Gottesferne. Da beginnt unter Grabsteinen ein Aufstieg zum Leben. Ostkirchliche Ikonen zeigen, wie Christus zuerst Adam und Eva und dann die anderen Toten ins Leben führt. Er nimmt den Schlüssel zum Leben in Gebrauch. Doch viele fragen: Passt dieser Schlüssel auch in meine Verschlossenheit?
Der Karsamstag beschreibt unser Christsein treffend. Er trennt nicht Karfreitag und Ostern. An ihm sind beide Tage verflochten. Noch hat der Tod die Macht, doch beginnt schon das neue Leben. Noch ist alles wie gelähmt, doch schon zeigt sich ein Lichtstrahl unter der Tür: Es ist der große Sabbat, der Tag der Vollendung. In der Ruhe des Karsamstags regt sich die neue Schöpfung. Ich kann hoffen, dass am Ostermorgen auch für mich eine Tür aufgeht.

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Online-Redaktion

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