Mittwoch der Karwoche 2024

Verrat aus der Mitte der Schüler ...

Dann lag man endlich im Gemach bei Tische -
und feierte das alte Passafest,
damit man die Erinnerung erfrische.

Ein Brauch, den keiner ungestraft verlässt!
War nicht das Volk dem Würger einst entkommen
mit Blut am Tor als rettendes Attest?

Drum hat er sie heut alle mitgenommen -
die Füße wäscht er ihnen. Dann, ganz leis -
von Gottes Geist erfüllt - meint er versonnen:

„Ich sage euch, was keiner noch nicht weiß:
Denn einer eurer Schar wird mich verraten!”
Erschrocken schweigt der Jünger frommer Kreis -

wie wurde ihnen bange! Und sie baten,
zu kennen gleich, wovon die Rede ging.
Drum heimlich sie zu jenem Jüngling traten,

Johannes, der nicht selten gerne hing
an Jesu Brust - weil er ihm Liebe zollte.
Ihm winkte Simon Petrus mit dem Ring:

"Erkunde, wem der Würfel derart rollte,
zu schaffen, dass der Rabbi sterben sollte!"

Johannes lehnt sich Jesus an das Herze
und fragt den Meister traurig: „Herr, wer ist’s?”
Antwortet dieser ihm in dunklem Schmerze:

„Dem ich den Brocken reiche zum Gebiss.”
Dann schenkt er Judas was vom Eingetauchten
und sagt: „Iskariot, Sohn Simons, iss!”

Gleich fuhr der Satan in den Mann. Wie fauchten
im Säckel da die dreißig Silberling!

Sprach Jesus weiter zu dem so Gestauchten:

„Was du gleicht tun willst, zieh nicht lange hin!”

Doch niemand, der zu Tische war, erkannte,

wozu des Meisters Wort - und was sein Sinn.

War Judas, den der Mund des Meisters nannte,

ein Ruf ergangen? „Kaufe was zum Fest ... ”

vielleicht, dass Christus ihn zu Bettlern sandte,

um auszuteilen von des Mahles Rest?
Als Judas nun das Brot genommen hatte,
stürzt in die Dunkelheit er fort. Sie lässt

den Vorhang fallen. Dessen Matte

ist schwer wie eine Grabsteinplatte.