Schrödingers Katze (4/4)
Leberecht Gottlieb (47)

Kapitel, in welchem der Leser nicht weiter im Unklaren sitzen gelassen wird. Bisher sind wir zu berichten noch schuldig geblieben, was ihr berechtigterweise zu wissen Anspruch erheben dürft. Nämlich Aufklärung über Schrödingers Katze. Genaueres über diesen Sonderfall unglaublicher Miezen gibt der Artikel bei WIKIPEDIA kund. Einfach mal durchlesen.

Darüber hinaus soll hier nur noch das Allerwichtigste von dem berichtet werden, was Leberecht Gottlieb über solche eigenartigen Sachen denkt.

Man stelle sich also eine Katze vor, die in einer geschlossenen und undurchsichtigen Kiste sitzt. In dieser Kiste ist zugleich eine Apparatur installiert worden, die so oder so darüber entscheidet, ob die Katze sich ihres Lebens weiter erfreuen darf oder von der Apparatur bereits getötet worden ist. Die Apparatur ist dabei mit dem Mechanismus der Türöffnung verbunden - in dem Moment, wenn wir dieselbe öffnen. Das Öffnen der Kistentür entscheidet also auch darüber, ob die Katze lebt oder stirbt. Schrödinger erfand zu diesem Zweck folgenden schlauen Mechanismus. Ein radioaktives Element zerfällt in einer Kapsel und ein Hammer zerschlägt eine Giftampulle mit Blausäure, genau dann, wenn die Hälfte zerfallen ist. Die Öffnung der Türe oder ihr Verschlossenhalten hat nun also zusätzlichen Einfluss auf das ohnehin stattfindende Zerfallen des radioaktiven Elements. Denn das Licht, dass beim Türöffnen und der dabei unweigerlich stattfindenden Beobachtung auf die Atome der radioaktiven Substanz wirkt, beeinflusst das Ganze nicht unwesentlich. Schauen wir dagegen lieber nicht in die Kiste, stehen beide Möglichkeiten Tod/Leben gleichberechtigt nebeneinander. Wer nun wissen will, was der Fall ist, der entscheidet beim und mit dem Öffnen der Kiste über das, was der Fall ist. In diesem Falle sogar über Leben und Tod der Katze von Erwin Schrödinger. Lieber-Nicht-Wissen-Wollen wäre wohl auch eine Möglichkeit. Aber irgendwann zerfällt das Element auch ohne unser Hineinschauen. Risiko ... So denkt Leberecht darüber.

Die ganze Sache ist deshalb so interessant, weil durch das Gedankenexperiment "Schrödingers Katze" verdeutlicht wird, dass alle unsere Zustandsmessungen den gemessenen Zustand beim Messen enorm beeinflussen können. Messungen sind immer nur dadurch, weil wir mit dem gemessenen Ding eine Beziehung aufbauen, die unserer Messung dient - damit aber den gemessenen Gegenstand beeinflusst - bis hin zum Tode dieser armen Katze. Gott sei Dank finden die Überlagerungszustände von „Ja und Nein” bzw. „Hier und zugleich Dort” (Bilokalität) nur im Bereich der Elementarteilchenwelt statt.
Erwin Schrödinger aber hat mit seinem Gedankenexperiment ein System konstruiert, in dem die statistischen Zufallsprozesse der Elementarteilchenwelt (radioaktive Elemente und ihr atomares Zufallszerfallen) mit der stabilen normalen Welt der Vielteilchensysteme verschränkt sind. Wenn es diese Verschränkung wirklich gäbe, sähe es sehr bedenklich aus.

Jedoch haben große Systeme (Vielteilchensysteme) zu viel Wechselwirkungen  bzw. Wechselbeziehungen in, mit sich selbst und untereinander. Dadurch reduzieren sich die quantenmechanischen Überlagerungszustände auf vergleichbar Null. Aber man könnte ja versuchen (so Leberecht in Verfolg der Dankreitherschen Gedanken), es irgendwie geschickt anzustellen, so dass wir durch Manipulation am Symbol einer politischen Partei und an ihren subatomaren Bestanteilen bzw. Strukturen die Geschicke derselben in Fahrt bringen - oder eben das Gegenteil - abbremsen.

Diese Absicht nun genau hat Leberecht Gottlieb. Er ist aber - wie wir gesehen haben -  selber in ureigenster Person und bereits nur mit seiner Studienabsicht Teil eines offenbar sehr stabilen Systems geworden, das ungebremst auf einen ihm offenbar einwohnenden und inhärenten Endzustand hin zu steuern scheint. Und dieser Endzustand hat von der Zukunft her u.a. bewirkt, dass die Fahrt des Emeritus zur Universitätsbibliothek, wo der Schlüssel für solche quasimagische Praxis liegen könnte, an der Straßenbahnfrontscheibe ein bisheriges Ende fand. Leberecht ahnt das nicht nur, sondern er weiß es natürlich genauso, wie Christus wusste, dass Judas ihn verraten und die Kreuzigung bis zum Ziel und darüber hinaus ausgehalten werden musste. Und genauso wie nichts und niemand Christus damals aufhalten konnte, sein universales Heilswerk bis zum Ende und darüber hinaus eins zu eins umzusetzen zu müssen, kann Leberecht nichts davon abhalten, seine sächsische Heimat retten zu wollen und die Wahl, die am 1. September in wenigen Tagen stattfinden wird, mit seinen bescheidenen Kräften in eine gute Richtung zu lenken - wobei wir den Leser noch einige Zeit im Ungewissen darüber lassen wollen, welcher Sparte von Links nach Rechts der alte Geistliche das Los des Untergangs und welcher das Los des Aufstiegs durch die unerbittliche Gottheit Ananke zuwerfen lassen wird.

Ja - okay. Das alles war nun wirklich sehr theoretisch. Deshalb für diejenigen, die es etwas farbenprächtiger haben wollen, hier sozusagen als lustigen Nachtanz der Kurzdialog Leberechts mit dem Pfleger, der eben den Urinbeutel lehrt.

Pfleger: Nu - Pasterchen, da is aber nicht viel drin.
Leberecht: Ja - was soll ich dazu sagen?
Pflege: Lieber nischt.
Leberecht …
Pfleger: Meine Oma war früher auch inne Kirche.
Leberecht: Aha - sehr schön.
Pfleger: Is aber doch gestorben. Mit 87.
Leberecht: Ein schönes Alter. Gott hab sie selig.
Pfleger: Neuer Beutel, neues Glück.
Leberecht: … ?
Pfleger: Ich sagte, dass - ich - Sie - ein - neues - Beu-tel - an - ge - steckt - hab grad.
Lebewrecht: Dankesehr.
Pfleger: Keine Ursache.
Leberecht: Danke.
Pfleger: Alles gut. Alles gut.
Lebercht: Ja.
Pfleger: Genau …


Alles andere vom Leberecht Gottlieb hier

Autor:

Matthias Schollmeyer

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