PHILEMON UND BAUCIS
Gottesbesuch

Philemon und Baukis (Jean Bernard )

VON PHILEMON UND BAUCIS

Niemals brauchte Dom und Buden
Adonai, der Gott der Juden.
Denn in Herzen und im Wort
lebt er seit Äonen fort.

Doch wie´s um die Erde stehe,
und dass einer nach ihr sehe,
schickt er zum Planeten nieder
seine Diener hin und wieder.

Erstens Hermes, den Piloten
der belehren kann Idioten,
zweitens Zeus, der Götter Vater,
Blitz aussendenden Berater.

Als sie nun vom Himmel stiegen
zu der armen alten Erde,
sind sie nächtens dort geblieben
da in Schlaf fiel Hirt und Herde.

Wandernd schauten sie sich um
auf dem Erdplaneten. Drum,
klopfend Einlass sich zu werben,
flohen sie des Tages Sterben.

Denn, - ein Gott braucht immer Licht!
Weil, ansonsten ist er nicht.
Nur Jehovas eignes Leben
kann aus Dunkeln Rätsel weben.

Kronos´ Sohn und Majas Spross
pochten laut bei Haus und Schloss.
Aber niemand seine Pforte
öffnet ihnen spät am Orte.

Teuer jetzt schien guter Rat
und so schritten sie zur Tat:
Wollten gleich die Welt vernichten,
böser Menschen Tun und Dichten.

Da sah Hermes weit im Fernen,
unter sieben Funkelsternen,
eine Hütte alt und klein.
Fenster blank im wilden Wein.

Flugs verändert in Gestalt,
menschengleich verwandelt bald,
sind die beiden angekommen
bei zwei alten Leuten. Frommen!

An die Tür aus Kiefernbrettern
klopft es sacht, ganz ohne Schmettern.
Baucis schaut zum Fenster raus:
„Wanderer in Wetters Braus.”

Ja, - man bittet einzutreten
sie als Gäste, die in Nöten.
Draußen fliegen Blitze schon
und die schwarzen Wolken droh´n.

Philemon, der greise Alte,
glättet auf dem Tisch die Falte,
die das mürbe Tischtuch schlägt,
zu bewirten er erwägt.

Klares Wasser aus dem Bache
wird kredenzt. Aus saubrem Fache
holt die Frau das letzte Brot
alles teilt man in der Not.

Riesenhaft die Gäste scheinen
und die beiden Alten meinen,
dass der Himmel auf die Erde
kam in göttlicher Gebärde.

Als das Mal vonstatten ging,
Baucis noch die Gans einfing.
Liebling beiden Alten war
dieses Tier seit Tag und Jahr.

Dass die Federn sie ausziehe
legte sie auf beide Kniee
sich den weißen Schwan sodann
dass das Rupfen höbe an.

Da erhebt der Gott die Hand
und hat die Gefahr gebannt.
Noch soll Gänslein weiter leben
weil - so handeln Götter eben.

Wie von Geisterhand bewegt
wird der Tisch mit Kost belegt.
Durch die Luft zum Fenster rein
fliegen Braten, Brot und Wein.

Ach, die beiden Gäste schmausen
doch die Alten packt das Grausen.
Wer kam hier zu später Stunde
in der Armut Kreis und Runde?

Aufgefordert mitzuessen,
haben sie die Angst vergessen -
und so tafeln Mensch und Gott
allen Zweifelnden zum Spott.

Als das Abendmahl war aus
legt die Frau die Matten aus,
und sie selber mit dem Mann
bettet sich zur Erd alsdann.

Zeus und Hermes diese beiden,
konnten das besonders leiden.
Im Olymp noch niemals ruhten
sie so sanft wie bei den guten

beiden Alten, die ermattet
bald des Traumes Bild beschattet.
Und sie sehen sich bedacht
von des Himmels Gnadenmacht.

Rosa löst mit scheuer Hand
Eos, was den Tag gebannt
an die Flügel finstrer Nacht.
Dämmerung entflieht und sacht

kommt der Morgen angeflogen
und in buntem Regenbogen
naht der neue Tag mit Freude
über unserm Weltgebäude.

Aus den Augen wischen brav
Zeus und Hermes sich den Schlaf.
„Und”, so sagen sie, „zu scheiden
gilt es jetzt von euch uns beiden.

Weil nun hier, Ihr Gutgesonnten,
wir als Gäste bleiben konnten,
wählt zwei Wünsche euch noch schnelle
eh´ wir queren eure Schwelle.“

Und die beiden sinken nieder
auf den Boden immer wieder,
neigen sich und bitten dann:
„Dass wir bleiben Frau und Mann.“

Zeus gewährt und senkt das Haupt
„Alles wird, wie ihr es glaubt!
Und was noch?” fragt er die Beiden?
„Dass wir eure Diener bleiben!“

Und auch dieses noch gewährte
Zeus mit Hermes als Gefährte.
Beide schreiten rüstig aus
und das Paar kehrt um nach Haus.

Dienten weiter lange Zeit
Gott und seiner Ewigkeit.
Wie zwei Bäume steh´n sie da
als ich jüngst nach ihnen sah.

In der Kronen grünem Dach
wandeln sie das Weh und Ach
aller ernsten Beterinnen.
Mit den starken Wurzeln drinnen

halten sie im tiefen Grund
mit dem Himmel fest den Bund.
Bleiben frisch in Freud und Leid,
zeitlich und für Ewigkeit.

Dass, o Mensch, Du solches lernst,
spüre des Gedichtes Ernst!

Autor:

Matthias Schollmeyer

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